Zwei Hanteln liegen da vor mir, zwölf und sieben Kilogramm leicht. Dazu zwei einzelne Ein-Kilo-Scheiben sowie ein Steppbrett. Noch ahne ich nicht, welchen Effekt diese harmlosen Gewichte entfachen können. „Eine Stunde Ganzkörpertraining, das unheimlich gut wirkt und sehr gut ankommt“, wie Trainer Hauke Bussenius versichert.
Ich habe das Fitness-Center des SV Ilmenau besucht, um beim Langhanteltraining mitzumachen.Frauen und Männer schwören gleichermaßen auf die Hanteln. Die Mädels kommen in Melbeck eher von den Kursen, wollen mit den Gewichten fit und schlank bleiben, ihren Körper definieren, wie man so schön formuliert. „Manche haben Angst, zu kräftig zu werden. Aber das müssen sie nicht“, erklärt Hauke. Er weist auf die andere Seite des SVI-Studios, wo Fitnessgeräte aller Art zum Gewichte stemmen einladen: „Die Männer kommen dort von der Fläche.“ Andreas Konofol ging auch diesen Weg. „Krafttraining allein reicht nicht. Man braucht auch Ausdauer“, erklärt der 47-Jährige. Andreas ist seit gut einem Jahr dabei: „Die Konditionssteigerung ist schon spürbar. Und das Training trifft alle Muskelgruppen.“
Das merke ich schon nach ein paar Minuten. Was man alles im Stehen oder auch Liegen mit zwei Hanteln und zwei leichten Scheiben machen kann, lässt uns Hauke schnell spüren. „Immer schön lächeln“, fordert er mich auf, als ich bei den ersten Kniebeugen mit Gewicht schwer bereue, dass ich morgens laufen war. Für den richtigen Umgang mit Langhanteln benötigt man halt nicht nur Muckis in den Oberarmen. Der ganze Körper macht mit. Jedenfalls im Idealfall. „Ihr müsst den Rücken durchdrücken, nicht so rund machen“, fordert uns Hauke auf und guckt mal wieder scharf in meine Richtung. Okay, hatte ich die gleiche Aufforderung nicht erst neulich beim Yoga gehört? Oder war es beim Karate?
Ich habe keine Zeit, großartig zu grübeln, denn die Musik gibt einen recht flotten Takt vor. ankdrücken, Überzüge, Stirndrücken heißen die Aufgaben, dann Kreuzheben, Kniebeugen, Rumpfbeugen. „Bis es in der Brust brennt“, feuert uns Hauke an. Bei mir brennen vor allem die Arme. Was vor allem daran lag, dass ich die Stange falschherum gehalten haben. „So geht das natürlich auch, ist aber ungleich schwerer“, klärt mich Hauke auf. Wenn wir mal die Hanteln zur Seite legen, wird‘s nicht unbedingt erholsamer. „Ein paar kleine gymnastische Elemente lasse ich einfließen. Für den Rumpf und den Rücken“, sagt unser Trainer.
Wir legen uns zum Beispiel auf die Seite, müssen erst das obere, später das untere Bein zwanzigmal schön langsam heben und senken. Spätestens bei der siebzehnten Wiederholung wiegt das Beinchen bestimmt schon drei Zentner. Mit Adleraugen achtet Hauke auf die Ausführung der Übungen, denn es geht ihm auch darum, Muskeldysbalancen und strukturelle Schwächen zu beseitigen. Je nach Alter, Geschlecht und Können wählt er die Gewichte aus, doch hier geht es eindeutig nicht um die Maximalkraft und das Erzeugen von Muskelbergen. Hauke: „Beim Langhanteltraining wird vor allem die Kraftausdauer trainiert, aber auch die Cardiofitness.“
Die letzten Minuten widmet Hauke dem ausführlichen Dehnen. Wer sich wie Andreas an ein solches Training gewöhnt hat, der genießt jede Einheit: „Manche haben mich schon gefragt, warum ich nach zehn Stunden Arbeit noch so etwas Anstrengendes mache. Aber das Training gibt mir Kraft für den nächsten Tag.“
Wie habe ich es verkraftet? Aua, das Gefühl trog nicht – meine Oberschenkel brannten doch ein, zwei Tage wegen der Kniebeugen mit der Hantel.
Was haben Läufer davon? Vor allem eine bessere Kraftausdauer – und für die Ästhetik ist es vielleicht auch nicht ganz schlecht, wenn man auch oberhalb der Gürtellinie noch ein paar Muskeln findet.
Autsch, da bekomme ich schon beim Lesen Muskelkater. Und dann könnte ich tagelang nicht vernünftig laufen 😉
Da trainiere ich lieber sanft mit meinem Körpergewicht, das reicht mir auch 🙂