Was ist das Anstrengendste am Marathon? Die letzten Kilometer? Nein, für mich ist es der erste Dreißiger in der Vorbereitung. Der Trainingslauf, der mir in der Regel brutal zeigt, wie weit weg ich noch von meiner Marathon-Form bin. Und wenn ich ihn allein laufe, dann ist er doppelt hart, dann muss ich es fast drei Stunden mit mir selbst aushalten. Ich hab’s heute geschafft – und wenigstens meine Finger sind noch munter genug, vom ersten Dreißiger dieses Jahres zu berichten:
Immerhin: Heute ist’s trocken, nicht allzu windig, nicht zu kalt und nicht zu warm. Gegen neun Uhr mache ich mich auf die lange Reise. Nach wenigen Metern zwickt es schon rechts im Oberschenkel und links im Fuß, Phantomschmerzen in beiden Knien folgen. Kenne ich auch vom Wettkampf – kein schlechtes Zeichen. Wenn ich immer dann aufhören würde: Ich hätte noch nie einen Zehner beendet.
Heute sind’s aber 30 Kilometer. Ich mache das, was ich immer mit solchen Distanzen mache. Ich teile sie in Häppchen. 10 x 3 = 30. Ich rechne mit einer Zeit von knapp 2:50 gleich 170 Minuten – also habe ich alle 17 Minuten 10 Prozent geschafft. Bis ich das alles ausgerechnet habe, sind die ersten 10 Prozent schon Geschichte. Ich nehme mir vor, immer dann auf die Uhr zu gucken, wenn wieder 17 Minuten geschafft sein könnten. Die Kilometer-Schilder an der Straße helfen – ich verschätze mich höchstens mal um ein, zwei Minuten.
Woran denke ich ansonsten auf dieser Runde? Kleine Auswahl:
- In Bardowick: Wo wohnen eigentlich die Schwiegereltern von Franz Beckenbauer? (Da, wo die vielen Schützenkönigscheiben hängen.)
- In St. Dionys: Ist der Ort so alt oder tut er nur so mit seinen ganzen Straßennamen aus dem Mittelalter? (Zumindest die erste Kirche stammt aus dem Jahr 795.)
- In Brietlingen: Hing hier letzte Woche nicht noch ein Weihnachtsmann an der Hauswand? (Er hing definitiv da, aber vielleicht bin ich am richtigen Haus blind vorbeigerannt.)
- Immer noch in Brietlingen: Wo wohnt eigentlich die Familie M.? (Ein Autofahrer fragt mich das – Sekunden später sehe ich den großen Namenszug M. auf dem nächsten Haus.)
- Mitten in der Pampa: Was schreibe ich heute eigentlich in meinem Blog? (Zum Beispiel Listen, was man so auf Dreißigern denkt.)
Es wird also nie langweilig.
Habe ich schon von unserem Kater Zorro erzählt, der ein wenig rund geworden ist und dessen Futter jetzt rationiert wird? Als wir ihm die komplette Tagesration morgens im Napf gegeben haben, war der in der Regel nach einer halben Stunde leer – und Zorro jammerte den Rest des Tages. Nun, mir geht’s mit dem halben Liter Wasser, den ich mitgenommen habe, ähnlich. Nach der Hälfte der Runde ist noch ein kleiner Bodensatz in der Flasche. Wenigstens muss ich nicht mehr so schwer tragen.
Die spannendste Frage dieser Runde beantwortet sich grundsätzlich aber erst auf den letzten Kilometern: Wie gut halte ich durch? Vor einer Woche ging ich meinen Achtundzwanziger, vielleicht auch wegen der weiblichen Begleitung auf dem ersten Abschnitt, deutlich zu optimistisch an. Nach 24 Kilometern war der Akku alle, und ich schleppte mich mehr nach Hause, als dass ich lief. Heute aber halte ich meine bescheidene Pace, bin selbstredend kaputt im Ziel, bin dem Mann mit dem Hammer aber erfolgreich entkommen. Zum ersten Mal in diesem Jahr kann ich mir vorstellen, dass ich in knapp acht Wochen tatsächlich den Marathon durchhalten werde.
PS: Ganz nebenbei bin ich eine schöne neue Runde gelaufen, die ich selbstredend auf Jogmap eingetragen habe. Von Lüneburg aus geht’s über den Treidelweg nach Bardowick, Wittorf und St. Dionys, von dort aus durch den Wald nach Brietlingen und dann Richtung Scharnebeck. Einmal am Schiffshebewerk vorbei, einmal durch Erbstorf durch – „schon“ naht wieder Lüneburg. Die Strecke führt fast komplett über Asphalt oder zumindest gut befestigte Wege, ist also auch passierbar, wenn’s mal richtig geregnet oder geschneit hat. Irgendwann im Frühling werde ich die Tour mal zusammen mit meiner Besten radeln, denn so manches nette Lokal liegt direkt am Weg.
Das war ein Artikel zum Schmunzeln! Allein der Titel! Unglaublich, wie ähnlich die Gefühle und Gedanken der Läufer allgemein sind. Du hast jedoch den Vorteil, dass du anscheinend viel Platz hast, dir in der Lüneburger Gegend eine lange Strecke zu suchen. Im Rhein-Main-Gebiet ist nur Asphalt und ich komm bei 30 km oft an den selben Stellen vorbei. Läufst du ohne Kopfhörer?
Ja, das ist nett hier zum Laufen. Ich bin einerseits mit dem Rad in 10 Minuten in der Lüneburger Innenstadt (und an meinem Arbeitsplatz). Andererseits muss ich nur ca. 200 Meter laufen und bin schon im Wald.
Auf solchen langen Runden höre ich gern Musik, allerdings auch nicht die ganze Zeit. Über die Musik beim Laufen hatte ich auch schon gebloggt:
http://nichtnocheinlaufblog.wordpress.com/2013/11/30/ein-alter-freund-der-keine-fragen-stellt/
Da bleibt dir viel Zeit zum Laufen, während ich die Zeit für’s Pendeln verschwende. Ich schreibe immer über Podcasts für’s Laufen. Mit nem Podcast geht ne Stunde schnell vorbei. Viel Spaß noch!
Ach ja, kommt mir irgendwie bekannt vor
obwohl ich meine 30 km nicht in 3 x 10 einteile
mach‘ dir keine Sorgen
hast ja noch 8 Wochen Zeit
beim nächsten 30-er geht es schon besser
besonders
wenn man einen guten Tag erwischt
an dem alles klappt
dann noch einen guten Tag am Tag des Marathons
fertisch
musst nur weiter fleißig trainieren
und fest daran glauben ! 😉
Wenn auch ich mich doch einfach mal daran erinnern könnte woran ich bei den langen Läufe denke. Aber irgendwie habe ich das alles ganz schnell vergessen.