Viele Teilnehmer kamen erst nach zwei Stunden oder mehr von ihrem 10-km-Lauf zurück. Andere wurden irgendwann von der Feuerwehr im Nachbardorf eingesammelt. Die lokalen Cracks erreichten irgendwo auf Platz 50 das Ziel oder verzichteten gleich ganz auf die Zeitnahme. Nein, lustig war das wirklich nicht, was sich da am Sonntag beim Junkernhof des Thomasburger SV ereignete.
Am Abend zuvor war noch alles okay, doch in der Nacht muss irgendjemand in den Breetzer Bergen ganze Arbeit geleistet haben. Hinweisschilder waren verschwunden oder verstellt, Schlagbäume wurden verschlossen, sogar die Kreidemarkierungen auf dem Waldboden mussten dran glauben. Wer das Gebiet nicht kennt: Es ist wirklich sehr einsam und unübersichtlich zwischen Thomasburg und Breetze. Wer da einmal falsch abbiegt, der verliert im dichten Wald schnell die Orientierung.
Ganz nebenbei wurde die erste Verpflegungsstation trockengelegt, weil das komplette Feld auf einen anderen Pfad geleitet wurde. Die Helfer wunderten sich, wollten auf dem Sportplatz bei den Organisatoren anrufen – aber selbst das war im Funkloch nicht möglich.
Ein Dummer-Jungen-Streich, über den man irgendwann lachen kann? Nein. Freizeitläufer, die sich einen lockeren Zehner vorgenommen hatten, mussten plötzlich 16, 17 oder mehr Kilometer bewältigen – und das bei ungewohnt warmen Temperaturen ohne Verpflegung. Andere hatten sich den letzten Formtest vor dem Hamburg-Marathon auch nicht so strapaziös vorgestellt. Offenbar kam wenigstens niemand ernsthaft zu Schaden. Und dass dieser Lauf nicht für den SALAH-Cup gewertet wird, ist die logische Entscheidung.
Schon drei Wochen zuvor in Scharnebeck gab es Ärger um verirrte Läufer, aber damals ging es um ein kleines Versehen und nicht um eine so groß angelegte Sabotage. Und wieder schimpften viele der vom rechten Weg abgekommenen Aktiven.Manche forderten ein Führungsfahrrad. Gute Idee, aber wo war ein solches sonst in unserem beschaulichen Landkreis bisher nötig? Und muss man jetzt wirklich ein paar Minuten vor dem Start wirklich nochmals kontrollieren, ob jedes Schild noch an seinem Platz ist? Man muss es mittlerweile offenbar. Für jede noch so blöde Idee finden sich irgendwann noch blödere Nachahmer.
Der Start beim Volkslauf kostet in der Regel rund 5 Euro. Einen Rundumservice wie bei einem Citymarathon darf der Teilnehmer angesichts dieses Schnäppchenpreises nicht unbedingt erwarten. Und einen Volkslauf sollte niemand so ernst nehmen, als ginge es um olympische Medaillen. Der Schilderklau von Thomasburg sorgt hoffentlich nicht dafür, dass irgendwann die Veranstalter den immer größeren Aufwand nicht mehr stemmen wollen oder können. Also, geschimpft werden darf ja über das Chaos. Aber der veranstaltende Club ist zu 99 Prozent die falsche Adresse.
Fotos: Michael Behns
PS: Mein rechter Fuß schmerzt nach wie vor, ich kann kaum auftreten. Morgen geht’s zum Sportarzt – und dann weiß ich hoffentlich, ob es mit dem Düsseldorf-Marathon noch etwas werden kann. Zumindest sind mir so die zusätzlichen Kilometer in Thomasburg erspart geblieben.