Deutsche Frauen leben durchschnittlich fünf Jahre länger als die Männer. Und jetzt weiß ich auch, warum das so ist. Die Herren kicken ein bisschen, treffen sich dann im Vereinsheim zu Curry Pommes und ein paar Bierchen und halten das ernsthaft für Sport, während die Damen konspirative Treffen zwecks Erhöhung ihrer Lebenserwartung abhalten. Die heißen ganz harmlos „Bauch, Beine, Po“. Frauenzeugs halt, denkt der Mann und bleibt fort. Dabei verpasst er so viel…
Es regnet und regnet und regnet – an Laufen ist ohne Gummistiefel nicht zu denken. BBP bei Patrick heißt heute mein Alternativsport. Gut zwanzig Frauen von Teenie bis Silver Ager drängeln sich in den Studioraum des VfL Lüneburg. Für mich ist nur noch ganz vorn Platz. Direkt vor Patrick, einem Schrank von einem Mann, der sich nicht vor den kräftigen Startern bei der gerade laufenden Schwimm-Weltmeisterschaft verstecken müsste. Zum Aufwärmen holen wir Steppbretter. Zum Aufwärmen! Nach zwei, drei Minuten bin ich schon durchgeschwitzt, hoffe, dass das an der stickigen Luft im Übungsraum liegt und nicht an meinem Fitnessstand.
Wenigstens geht es nicht darum, nach irgendeiner vertrackten Choreographie über die Bretter zu schweben, sondern einfach nur darum, diverse Schritte nach vorn, zur Seite, diagonal oder sonstwohin unfallfrei zu schaffen. „Wer mehr will, der kann jetzt…“ beginnt Patrick jeden zweiten Satz. Anfangs will ich mehr. Später will ich nur noch überleben.
Nach einer Viertelstunde bin ich nicht nur ein bisschen aufgewärmt, sondern heilfroh, eine Trinkflasche und ein saugfähiges Handtuch eingepackt zu haben. Nun tauschen wir die Bretter gegen Pezzibälle, liegen auf dem Rücken, Beine auf den Ball – und hoch mit den Hintern. Okay, das geht noch. Aber dann sollen wir mit den Hacken den Ball zu uns rollen und zurück. Meine hintere Oberschenkelmuskulatur grüßt heftig. Irgendwann heißt es: Beine hoch mit dem Ball zwischen den Füßen und pressen. Ich komm‘ mir vor wie bei der Schwangerschaftsgymnastik.
Verstohlen gucke ich mich um. Links neben mir liegt eine Fitnessrakete, die beneidenswert locker alle Übungen abspult – und später im Studioraum bleibt, um auch das Bodystyling bei Patrick mitzumachen. Schräg hinter ihr weiß eine andere junge Frau bei mancher fiesen Aufgabe nicht so recht, ob sie nun lachend oder weinend zusammenbrechen soll. Nur der Zusammenbruch, der ist gewiss. Aber wie auch immer der Fitnessstand ist – alle halten eisern durch. Gute Laune und Ehrgeiz liegen gleichermaßen in der Luft.
Der dritte Block, der vor allem aus Kniebeugen, Ausfallschritten und ähnlicher klassischer Gymnastik besteht, fällt mir ausnahmsweise relativ leicht. Aber dann kommen die Bauchmuskeln dran. Okay, beim Pilates gibt es auch wunderschöne Übungen für die Muskeln, die sich in der Wampe verstecken. Aber doch nicht eine Viertelstunde am Stück! Kleine, gemeine Übungen sind das. Zum Beispiel hinsetzen, Oberkörper etwas zurück, Beine hoch, dann ganz langsam strecken und wieder beugen. 30 Sekunden können ganz schön lang sein.
Immerhin, die Stunde vergeht wie im Flug, weil ich praktisch immer beschäftigt bin und mir gar keine Gedanken darum machen kann, wie lange man die Plackerei noch aushält. Geschafft, aber mit dem guten Gefühl, wirklich etwas für mich und meine Fitness getan zu haben, radle nach Hause. Den Bauch merke ich, die Beine auch – nur mein Po scheint die Stunde ohne größere Schäden überstanden zu haben. Auf alle Fälle ist BBP eine tolle Alternative zu einer Laufrunde im gemütlichen Schlappschritt. Und das bestimmt nicht nur bei Dauerregen. Frauen, ich habe euer Geheimnis für die ewige Jugend gelüftet!
Beitragsbild: pixabay
herrlich aus der sicht einer fitnessrakete…