Die letzten 5,8 Kilometer sind geschafft. Bin frisch geduscht und packe gleich meinen Rucksack. Ab nach Bremen! Natürlich freue ich mich auf meinen zehnten Marathon, auch wenn an meinem geistigen Auge derzeit gerade vorbeiflimmert, was alles bei meinen bisherigen neun Läufen alles in die Hose gegangen ist. Ab wann ist man denn ein erfahrener Läufer? Ich befürchte, dass ich es längst noch nicht bin.
Immerhin lief die Vorbereitung einwandfrei. Zehn Wochen lang Sonnenschein und angenehme Temperaturen. Wie schön, dass fürs Wochenende 10 Grad, Schauer und frischer Südwestwind angesagt sind. Um meine Wetterfestigkeit mache ich aber weniger Sorgen. Drielandenloop in Losser, Big 25 in Berlin, Fünfseenlauf in Schwerin – meine drei größeren Läufe in diesem Jahr hatten eins gemeinsam: das Schmuddelwetter.
Warum aber bin ich in den vergangenen Jahren einige Male flüssig und gut durchgekommen, hat’s mich in anderen Orten irgendwo zwischen Kilometer 31 und 38 zerrissen? Es war vor allem Kopfsache. Manchmal bin ich locker in den Marathon reingegangen und war trotzdem bereit, mich zu quälen. Manchmal aber wollte ich unbedingt die Bestzeit, bin zu forsch angegangen oder habe mich zu sehr unter Druck gesetzt. Und bei der ersten ernsthaften Krise war alles aus – und ich konnte nur noch schlurfend oder gehend das Ziel erreichen.
Soll mir in Bremen nicht passieren. Die ersten 30 Kilometer sind in der Regel eh kein Problem, die letzten zwei laufen sich automatisch. Bleiben die zehn schwierigen Kilometer dazwischen, die ich auch schon irgendwie hinter mich bringen werde. 50 Minuten auf die Zähne beißen, nicht gleich beim ersten Ziehen in der Wade oder im Oberschenkel weinen, sich überwinden, Spaß haben. Schreibt sich so leicht. Wenn ich das alles mal innerhalb von drei Stunden plus x hinbekomme, ja dann bin ich vielleicht wirklich bald mal ein erfahrener Marathonläufer.
Beitragsbild: swb Marathon Bremen