Ein Bild des Grauens – meine durch und durch verschlissenen Schuhe nach ihrer allerletzten Runde an meinen Füßen. Die Treter sind bereits seit einigen Wochen entsorgt, mittlerweile habe ich es aber schwarz auf weiß: Der Abrieb an der hinteren äußeren Kante weist darauf hin, dass ich doch ein Fersenläufer bin. Damit ruiniere ich meine Gesundheit und riskiere schwere Verletzungen. Schreibt jedenfalls Dr. Matthias Marquardt…
Wie schon an dieser Stelle erwähnt, habe ich seine Laufbibel soweit durchgeackert, dass ich mich nun tapfer an einen Selbstversuch wage. Im November sind die nächsten größeren Läufe noch weit weg. Es ist der ideale Monat, sein Training zu überdenken und umzustellen. Vor allem mit solchen Schuhen… „Sofas“, hat mein Laufkumpel Jens diese schönen Brooks genannt, die schon etwas besser gepolstert sind und die ich vor allem für lange oder ruhige Läufe geschnürt habe. Sollte es sein, dass ich mit der Ferse besonders gern aufsetze, wenn ich etwas gemütlicher unterwegs bin? Meine anderen Schuhe sehen außen jedenfalls wesentlich besser aus.
So einfach ist es leider nicht, seinen Laufstil zu beurteilen – Videoaufnahmen helfen da schon etwas weiter. Und vertreiben sehr schnell die Illusion, dass man irgendwie doch „normal“ rennt. Das mehr oder weniger undynamische Schlurfen ist da eine Eigenart gerade älterer Läufer, die mir auch nicht völlig fremd ist. „Vokuhila“ heißt da Marquardts Zauberformel, womit ausdrücklich nicht die Frisur, sondern der Laufstil gemeint ist: vorn einen kurzen, hinten aber einen langen Schritt, um sich möglichst dynamisch abdrücken zu können.
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Dass ein Emil Zatopek jemals etwas gewonnen hat, mag höchstwahrscheinlich an seinem Talent und seinem ultraharten Training gelegen haben, nicht aber an seinem Laufstil. Ich kleiner Emil habe mir in den vergangenen zwei, drei Wochen angewöhnt, pro Laufrunde eine Unart zu bekämpfen. Nach den ersten 10 km mit betontem Vokuhila hatte ich fast schon Krämpfe in der Wade. Und als ich versucht habe, bewusst mit dem Mittelfuß aufzusetzen und nicht mit der Ferse, bin ich vor Aufregung gleich über eine Wurzel gestolpert. „Für eine gute Technik ist es nie zu spät“, schreibt Marquardt. Das gibt selbst mir Hoffnung.
Ich habe sogar wieder mit dem Lauf-Abc angefangen, einer Pflichtübung, die rund 99,5 Prozent der mir bekannten Läufer allzu gern auch vergessen. Im tiefen Wald, wenn gar keiner guckt, fange ich mit Käsekästchen oder Anfersen an. Man muss nur wissen, wozu diese Verrenkungen gut sind, die zum Beispiel Dieter Baumann auf Runner’s World vorführt. „Das Lauf-Abc zerlegt die Laufbewegung in einzelne Abschnitte“, erklärt Dr. Marquardt: „Starten Sie mit den Basics, um ganz nach vorn zu kommen!“
Kapiert, Doc. Aber wehe, es wird morgen mit dem Altersklassensieg in Westergellersen wieder nichts!