21. November 2024

Die Füße still halten

War ich bisher einfach vernünftig? Oder habe ich einfach nur gutes Heilfleisch? Richtig böse verletzt habe ich mich in zehn Jahren Lauferei noch nicht. Hier mal eine Entzündung, da eine Überdehnung – warum aber passiert das alles, wenn mal etwas passiert, immer in den Wochen direkt vor einem Marathon? Ich ahne schon die Antwort…

Ganz schlimm traf es mich vor Düsseldorf 2013: In einem langen, tiefen Winter legte ich mich auf einer vereisten Stelle richtig schön auf die Schnauze und hatte wochenlang Schmerzen in der Schulter. Dann zwang mich ein böser Männerschnupfen zur nächsten Pause. Und schließlich zog ich mir drei Wochen vorm Marathon beim Hammer Lauf eine hammerharte Fußverletzung zu, von der ich bis heute nicht so recht weiß, was es eigentlich war (Entzündung, Zerrung, Überdehnung?), die mich aber bis wenige Tage vor dem Start zur Ruhe zwang. Ich lief übrigens eine Bestzeit, die ich bis heute auch in allerbester Form nicht übertroffen habe.

Vorm ersten Marathon bin ich in der Vorbereitung auch häufiger gehumpelt. Damals war es definitiv Überlastung. Ich, der noch keine zwei Jahre gelaufen ist, rannte plötzlich 60 bis 70 Kilometer pro Woche – zum Beispiel bei Bullenhitze einmal rund um die schöne Halbinsel Poel herum. Die Folgen zwangen mich dazu, zwei Wochen lang meinen Fuß mit einer übel riechenden Paste einzuschmieren. Dass ich danach kein Single war, rechne ich meiner Liebsten noch heute groß an.

Und jetzt plagt mich seit einer Woche wieder ein Fuß-Aua. Ich hoffe, dass es nur eine Bänderdehnung ist, entzündet war es aber auch wieder ein bisschen. Der übliche Mischmasch halt, den ich mir zuziehe, wenn ich es übertreibe. Erst bin ich im Wald fast umgefallen – Allergieschock. Zwei Tage später laufe ich den ersten Dreißiger auf Asphalt. Wieder ein paar Tage später eine schnelle Runde in neuen Schuhen. Und ich wundere mich ernsthaft über Schmerzen im Fuß?

Immerhin: Ich breche nicht mehr in Panik aus, laufe nicht von Arzt zu Arzt, sitze nicht Stunden vorm PC, um die schnellstmögliche Heilung zu ergoogeln. Ich halte einfach die Füße still (vor allem den rechten), warte und freue mich heimlich sogar ein bisschen über die gewonnene freie Zeit, da ich ja derzeit keine Dreißiger, ja nicht einmal Zehner laufen kann/darf/mag/will. Zwei lange Läufe habe ich schon geschafft, drei müssten noch drin sein, wenn ich bald wieder auf die Beine komme. Das sollte doch reichen, oder? An Volksläufe oder einen Halbmarathon-Test mag ich im Augenblick nicht einmal denken, die Grundlagenausdauer geht vor.

Aber sehr lange halte ich die Warterei nicht mehr aus. Ein hübsches Quartier für meine Marathon-Reise mit Stornier-Möglichkeit ist schon gebucht. Noch habe ich mich aber nicht getraut, den Flug und den Startplatz zu ordern. Ich kenn‘ ja die Sprüche: Kein Marathon ist es wert, die Gesundheit aufs Spiel zu setzen. Aber allmählich komme ich doch ins Grübeln: Wie hieß noch einmal diese wunderschöne stinkende Salbe?

Beitragsbild: wikipedia

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