Panik! Keine 14 Wochen mehr bis zu meinem glorreichen Jubiläums-Marathon – und ich habe noch gar nichts getan. Ja, ich habe mir noch nicht einmal Gedanken darüber gemacht, was ich denn tun soll. Trainieren nach Plan von irgendeinem Laufguru? Selbst ein Programm zusammenbasteln oder einfach nur nach Gefühl trainieren? Was will ich eigentlich: Spaß haben oder so schnell wie möglich laufen? Geht nicht beides auf einmal?
Bevor ich mich ins neue Laufabenteuer stürze, analysiere ich erst einmal, was alles bei einem Marathon schief laufen kann. Im Prinzip lassen sich alle Malaisen auf vier Grundprobleme reduzieren:
Problem 1: Du bist einfach von Beginn an zu langsam. Wenn du für einen Zehner schon eine Stunde brauchst, wirst du natürlich nie den Marathon unter vier Stunden laufen können. Logisch, oder? Lösung: Intervalltraining, bis der Arzt kommt. 400er keulen und hoffen, dass aus der Schnecke wenigstens eine Schildkröte wird.
Problem 2: Du kannst dein Marathon-Tempo einfach nicht über halten. Deine Pace entwickelt sich ab dem 30. Kilometer ungefähr wie der Pfund-Kurs in den Stunden nach dem Brexit. Lösung 1: Tempodauerläufe, also Läufe im Marathontempo über immer größere Distanzen von 5 km bis ungefähr zum Halbmarathon. Lösung 2 für die ganz Harten: Lange Läufe mit Endbeschleunigung.
Problem 3: Deine Puste reicht einfach nicht für den kompletten Marathon. Irgendwann läuft es nicht mehr, und du musst gehen oder gar stehenbleiben. Lösung: LLLL = Lange, langsame, langweilige Läufe.
Problem 4: Du bist zwei, drei Wochen vorm Marathon fit wie ein Frettchen, aber an deinem großen Tag bist du über diesen Punkt längst hinaus. Lösung: Eine kürzere, aber intensivere Trainingsphase – und bloß nicht die Ruhephase, das Tapering, in den letzten zwei Wochen vergessen.
Mein Problem ist, dass ich mehr oder weniger alle vier Probleme kenne. Und nun?
Ich könnte Profi werden, ein paar zusätzliche Tempoeinheiten und lange Läufe angehen – und wäre wahrscheinlich spätestens nach zwei Wochen am Ende meiner Kräfte. Ich könnte mir für ein paar Scheine eine Leistungsdiagnostik gönnen, einen individuellen Trainingsplan bestellen, vielleicht mir sogar einen Personal Coach besorgen – und käme mir wahrscheinlich spätestens nach zwei Minuten ziemlich bescheuert vor. Ich könnte aber einfach das machen, was ich vor meinen bisher besten Marathon-Läufen gemacht habe. Nach Gefühl trainieren, ordentlich Abwechslung in die Einheiten bringen und es nur nicht übertreiben.
- Also hole ich meinen Bastelkoffer raus und entnehme ihm folgende Zutaten:
- Ein langer Lauf pro Woche, anfangs um 25 km, später 30 bis 32 km – und wenn ich ganz toll drauf bin, dann versuche ich, mein Tempo auf den letzten Kilometern ein bisschen zu steigern. Oder wenigstens zu halten. Oder nicht allzu sehr einzubrechen.
- Eine Einheit auf der Bahn pro Woche. (Oder wenigstens pro Monat.) Und wenn auf dem Plan 12 x 400 Meter steht, dann laufe ich auch 12 x 400, Oder wenigstens 8 x 400. Versprochen.
- Einen Tempodauerlauf pro Woche. Mal sehen, wie lange ich das Marathontempo durchhalte. Hoffentlich wenigstens bis zum Waldrand (der liegt knapp 200 Meter von meiner Haustür entfernt.
- Ein wirklich lockerer Lauf beispielsweise mit meiner Mittwochsgruppe. Da treffen wir uns ja zum Klönen und nicht zum Trainieren.
- Ausgleichssportarten nicht vergessen! Ob ich allerdings ausgerechnet in der Marathon-Vorbereitung mit Yoga anfangen sollte, muss ich noch überdenken.
Ich schnapp mir demnächst mal ein paar Post-Its – ein Zettel pro Einheit – und werde das Ergebnis demnächst präsentieren. Erst einmal geht die Reise aber zum Fünfseenlauf nach Schwerin. Nicht zum Trainieren, sondern als reines Vergnügen. Sofern 30 Kilometer einem Vergnügen bereiten können.
Beitragsbild: pixabay
Läufer mit einer Zeit über 4.00 Std. sind auch Marathonläufer !!!
Habe nie etwas anderes behauptet. Viele Leute setzen sich eben halt ein Zeitziel (z.B. unter vier Stunden), sollten sich dabei aber auch an ihren Zeiten auf 10 km oder Halbmarathon orientieren – und diese, wenn’s geht, verbessern.