Wie viele Trimmräder verstauben wohl hierzulande in Kellern oder auf Dachböden, weil sich ihre Besitzer einfach nicht aufraffen können. Drei Dinge fehlen ihnen in der Regel zum Fitness-Glück: nette Mitstreiter, ein motivierender Trainer und die passende Musik, damit eine Stunde Radfahren ein Vergnügen wird und keine Qual. All dies bietet Indoor-Cycling im Studio 21, dem Fitnesscenter der Leuphana Lüneburg. Und deshalb verstaubt hier in der Uni auch so schnell kein einziges Rad.
Vier Frauen und zwei Männer sind meine Mitstreiter. „Viele Mädels machen das wegen der Gewichtsreduktion, die Jungs, um fit zu bleiben“, hat Trainer Guido Peuckert beobachtet. Links von mir strampelt aber eine Ausnahme von der Regel, Triathletin Maxie Kohlmeier. „Indoor-Cycling eignet sich gut für die Vorbereitung, Guido bietet ein sehr ausgewogenes Training an“, sagt sie. Und: „Man lernt hier auch tolle Freunde kennen.“
Benjamin Meyer ist begeisterter Radler: „Ich gehe sonst gern auch joggen, aber im Winter ist es mir zu dunkel.“ Er hat seinen ersten Triathlon in Hamburg im Blick: „Guido motiviert sehr gut. Und man hat ja auch für den Kurs bezahlt, da stengt man sich an.“
Bevor es richtig losgeht, erläutert Guido kurz die Griffe für die Hände und Positionen für den Rest des Körpers: sitzend, stehend, wippend, eingefroren und so weiter. Am wichtigsten aber ist die kleine rote Scheibe unter dem Lenker, mit der man die Belastung einstellt. Ein bisschen stärker nach rechts gedreht, und schon fährt man einen miesen, steilen Berg hoch. Schon am ersten Hügel merke ich, wie der Schweiß aus meinen Poren zu rinnen versucht. „Das ist gut“, tröstet mich Guido. Ich wundere mich inzwischen auch nicht mehr, dass alle Mitstreiter große Trinkflaschen mitgebracht haben – mein kläglicher halber Liter wird nicht bis zum Ende halten.
Wir fahren durch Südfrankreich. Und da, das weiß jeder Tour-de-France-Gucker, lauern gewaltige Anstiege, die wir mal sitzend, mal stehend bewältigen müssen. „Das hat fast etwas von Intervalltraining“, meint Guido, der uns nach intensiven Phasen wieder herunterkommen lässt: „Aber nicht unter 60 Prozent, wir wollen ja nicht einschlafen.“ Unter 60 Prozent meines Maximalpulses rutsche ich hier bestimmt nicht ab, das verhindert allein schon die Musik. „Ab und zu bin ich DJ, hier kann ich meine beiden Hobbys prima miteinander verbinden“, erwähnt der Lehrer.
Indoor-Cycling, das sich bei anderen Anbietern Spinning nennt, erlebt derzeit ein Comeback. Vor 15 Jahren wollten alle ein bisschen auch Jan Ullrich nacheifern, jetzt steht die Fitness im Vordergrund. „Maximalen Trainingseffekt bei maximalem Spaß“, verspricht Guido. Und: „Es gibt kaum einen anderen Sport, bei dem man in einer gewissen Zeit so viele Kalorien verbrennt.“
Nach einer Stunde sind wir virtuell bestimmt fast bis nach Uelzen geradelt, es fehlt nur der Fahrtwind – und dementsprechend fließt der Schweiß. Links und rechts von mir sehen sie aber auch alle wie Rotbäckchen aus. Ein paar Dehnübungen beenden die Stunde: danach heißt es duschen, anziehen und ab aufs Fahrrad. Kommt es mir nur so vor, dass ich schon viel schwungvoller trete als auf dem Hinweg ?
Wie habe ich es verkraftet? Gut. Dachte ich jedenfalls, bis ich am nächsten Tag versucht habe, schneller zu laufen…
Was haben Läufer davon? Man kann alles im Trockenen gelenkschonend trainieren, zudem wird die Rückenmuskulatur gestärkt.