21. November 2024

Schnee, du kleine weiße Hölle

Schnee nervt. Halbwegs mild und trocken mag ich es am liebsten, wenn ich eine Laufrunde in Angriff nehme. Augenblicklich erwartet mich aber exakt das Gegenteil: minus sieben Grad, Ostwind, ein paar Zentimeter Neuschnee, der jede Straße in eine potenzielle Rodelbahn verwandelt. Hilft ja nichts: Ich habe mir ja vorgenommen, dass mein Training nach zwei, drei, vier, fünf Wochen Regeneration endlich mal wieder den Namen Training verdient. Also dreißig Lagen an und los.

Erster Eindruck: Wie schön wäre es doch, jetzt Langlaufskier an den Füßen zu haben. Da hilft auch das griffigste Profil nichts – wirklich flott komme ich nicht voran, zumal mir der Wind haufenweise Flocken ins Gesicht schaufelt. 7,5 halbwegs schnelle Kilometerchen hatte ich mir eigentlich vorgenommen. Schnell geht aber gar nichts.

Ziel ist wie so oft eine Umrundung des Sportplatzes vom TuS Erbstorf, für den meine Jungs einst (meist vergeblich) auf Torjagd gegangen sind. Heute biege ich auf dem Weg Richtung Ebensberg erstmals auf einen für die in der Theodor-Körner-Kaserne untergebrachten Asylbewerber neu angelegten Waldweg an. Ordentlich befestigt soll er sein und sogar beleuchtet – beides kann ich leider nicht nachprüfen. Zwei Flüchtlinge und dann noch einmal zwei kommen mir entgegen und grüßen freundlich. Was den Jungs wohl durch den Kopf geht, wenn sie sehen, wie sich ein alter deutscher Sack durch den Schnee quält?

Der neue Weg führt an ihrer Unterkunft vorbei (dieser zusätzliche Haken wird meine Runde um gnadenlose 100 Meter länger machen), danach bin ich wieder auf altvertrautem Terrain unterwegs und denke an die fiesen Winter 2012 und 2013, die nicht enden wollten. Frost und Glätte bis tief in den April, völlig verschneite Volksläufe in Amelinghausen und Scharnebeck. Und ich habe mich trotzdem tapfer auf den Frühjahrsmarathon vorbereitet. Komisch, 2012 und 2013 bin ich die beiden bis heute schnellsten Marathons gelaufen – die lange Vorbereitung auf Schnee härtet offenbar in jeder Beziehung ab.

Nachdem ich den Erbstorfer Platz passiert und an manche total unglückliche wie unverdiente 1:7-Niederlagen meiner Jungs gedacht habe, fällt das Laufen deutlich leichter. Erstens renne ich nun mit dem Wind, zweitens auf etwas ebenerem Geläuf. Und drittens wird mir allmählich tatsächlich warm. Jedenfalls ein bisschen.

Zwei weitere Flüchtlinge kommen mir noch entgegen, außerdem insgesamt drei Hunde, die ihre Herrchen oder Frauchen Gassi führen, was den Vierbeinern deutlich mehr Spaß zu machen scheint als den Zweibeinern. Ich komme nach gut 43 Minuten wieder zu Hause an, an schnellen Tagen haben mir auch schon 37 Minuten gereicht.

Egal. Ich fühle mich angenehm ausgepowert, fast schon wie nach 15 Kilometern bei normalen Bedingungen. Schnee nervt halt doch nicht immer.

Die kleine, aber feine Runde mit sagenhaften 76 Höhenmetern ist auf jogmap verewigt.

 

5 Gedanken zu “Schnee, du kleine weiße Hölle

  1. Lieber Saffti,

    nachdem ich seit einigen Monaten deinen Blog lese, muss ich jetzt mal einen Kommentar bei dir hinterlassen.
    Ich lese deinen Blog und deine Einträge wirklich mit größtem Vergnügen und schaue ca. 6 Mal pro Woche, ob du was Neues geschrieben hast. Ehrlich!
    Ich bin zwar ein bisschen jünger als du, kann allerdings leistungsmäßig nicht ganz mit dir mithalten (vor allem bin ich noch keinen Marathon gelaufen). Aber ich erkenne mich ganz oft in deinen Blogeinträgen wieder… 🙂
    Auf jeden Fall gratuliere ich dir zu deinem gelungen Blog und wünsche dir (und mir natürlich auch *grins*) ein erfolgreiches und verletzungsfreies Laufjahr 2016 mit hoffentlich vielen PBs!

    Sportliche Grüße aus Niederbayern
    Hans

  2. Hallo Saffti,

    also liebe den Schnee. Es gibt nichts schöneres für gleich in der früh die ersten Spuren im Schnee zu hinterlassen. Mit der richtigen Ausrüstung, gute griffige Sportschuhe und „30 lagen“ angenehme Sportbekleidung macht mir das Spass. Dafür habe ich weniger Bock wenn es 30 Grad hat. Aber zum Glück ist da jeder anders.
    Schönes Blog hast du hier. Mach weiter so. Und viel Spaß noch beim Laufen.
    VG, Daniel

  3. Hey Saffti,
    das kann ich nachvollziehen. Ich laufe auch lieber bei milden Temperaturen. Dieses Jahr scheine ich wirklich Glück zu haben was das Wetter anbetrifft. Wobei- noch ist nicht aller Tage Abend!!! Übrigens ein sehr netter Blog, den Du hier führst. Lauf weiter!!

    LG Raphael

  4. Es gibt kein schlechtes Wetter – nur schlechte Kleidung.
    Also ich laufe ganz gern auf Schnee, zumindest, wenn er nicht fest ist, dann hat man auch den notwendigen Grip. Daher verlege ich im Winter meine Läufe in der Regel auch in den Wald.
    Ich hoffe, dass du (und ich) weiterhin die notwendige Motivation in 2016 haben werden – damit die AK 50 den Jungspunden mal zeigen wo der Hammer hängt 🙂

Kommentar verfassen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Diese Website verwendet Akismet, um Spam zu reduzieren. Erfahre mehr darüber, wie deine Kommentardaten verarbeitet werden.