Wenn Eduard Andrae seit drei Monaten unter Schreibblockade leidet und deshalb zu einer Blogparade bittet, dann bin ich doch gern dabei. Eigentlich lesen sich seine Fragen doch recht simpel. Doch als ich dann in die Tasten haute, merkte ich, dass vielleicht gar nicht so einfach ist. Welches von den vielen schönen Lauferlebnissen war denn nun das allerschönste? Warum laufe ich? Und lautet die Antwort auf alles nicht eh 42?
Warum läufst du?
Wenn ich das wüsste, könnte ich vielleicht davon wegkommen… Nee, im Ernst: Ich laufe, weil das einfach eine sehr unkomplizierte Möglichkeit ist, etwas fürs körperliche wie seelische Wohlbefinden zu tun. Weil ich nirgendwo sonst mein Faible für quietschbunte Klamotten so gut ausleben kann. Und weil mir für Basketball leider sowohl das Ballgefühl als auch die Sprungkraft fehlen.
Seit wann läufst du?
Ich laufe seit knapp über zehn Jahren. Damals war’s die pure Notwehr, nachdem ich gemerkt hatte, dass ich immer breiter um die Hüfte und kurzatmiger werde. Der Klassiker halt bei Männern jenseits der 40. Eigentlich hatte ich mich für ein Fitnesscenter angemeldet, doch bei der Einkleidung im Sportgeschäft kaufte ich ganz spontan auch mein erstes Paar Laufschuhe.
Was sind deine Rekorde?
Ich kann gar nicht mehr alle Bestzeiten aufzählen, vielleicht sind mir die Zeiten doch nicht mehr so wichtig. Aber 3:27:43 am 28.4.13, diese Zahlen werden sich wohl für alle Ewigkeit in mein Gedächtnis einbrennen (und wohl auch für alle Ewigkeit meine Bestzeit bleiben). Düsseldorf-Marathon nach einem sehr langen Winter. Viel zu wenig trainiert, Probewettkämpfe entweder abgesagt oder vergurkt, direkt vorm Lauf zwei Wochen verletzt. Ich habe mich trotz Blasen und einiger Tiefs durchgequält. Aber wenigstens war an dem Tag tolles Laufwetter. Meinen Rekord über 10 km bin ich bei Bullenhitze im Oktober gelaufen, die Bestmarken im Halbmarathon und über 25 km bei Regen und Sturm. Ideale Bedingungen werde ich wohl nicht mehr erleben…
Was ist dein allerschönstes Lauferlebnis?
Krakau ist total hübsch, aber leider auch total überfüllt. Im Grüngürtel rund um die Altstadt führen Einheimische ihre Hunde und Touristen ihre Rollkoffer aus. Es ist komplett unmöglich, dort auch nur zehn Meter geradeaus zu laufen. Normalerweise. Ich hatte aber einmal das „Glück“, an einem Sonntag einen Platzregen zu erleben, der die Straßen komplett entleerte. Ich schmiss mich in meine Laufklamotten und schaffte zwei wundervolle Runden. Ein Läufer kam mir lachend entgegen und hob den Daumen. Wir hatten einander erkannt.
Bring‘ es auf den Punkt: Welches Laufereignis ist bislang dein absolutes Highlight?
Der Florenz-Marathon. Punkt. Die ersten 35 Kilometer sind schon recht hübsch, die letzten sieben der Wahnsinn. Da bekam ich wirklich Muskelkater in den Augen. Einmal über den Ponte Vecchio, ohne von anderen Touristen erdrückt zu werden. Zweimal am Dom entlang, ohne Selfie-Sticks angeboten zu bekommen – das ist einfach herrlich.
Welche Frage habe ich vergessen?
„Wo will ich unbedingt mal starten?“ Nun, wenn es nur das eine Ziel geben würde, ein Start beim Boston-Marathon beispielsweise oder mein erster Ultra-Lauf, dann würde ich es einfach machen, bevor ich in Gefahr gerate, es irgendwann nicht mehr machen zu können. Vielleicht habe ich mal Lust auf ein Rennen über mehrere Etappen, vielleicht auf den Rennsteig? Vielleicht bin ich aber einfach nur glücklich, wenn ich mal einen hübschen kleinen Volkslauf entdecke, bei dem die Sonne scheint und bei dem mich die Kräfte nicht drei Kilometer vorm Schluss verlassen.