Normalerweise würde ich es Mitte November nach einer langen Saison mit vielen Läufen etwas ruhiger angehen lassen. Was aber, wenn der letzte Wettkampf neun Monate her es und seitdem zwei Corona-Wellen, zwei Verletzungen und diverse Motivationslöcher die Saison bestimmt haben? Langsam wird’s wieder – heute bin ich zum ersten Mal seit Ewigkeiten wieder in Mainz laufen gewesen. Und es machte überraschenderweise einen Riesenspaß!
An sich laufe ich in meiner rheinhessischen Zweitheimat ja fürchterlich gern durch die Weinberge, gerade im Herbst. Innerhalb der vergangenen zwei Wochen habe ich dort Läufe bei fast 20 und bei 3 Grad erlebt, bei herrlicher Sicht bis zum Rheingau und bei dickem Nebel. Die ganz bunten Zeiten wie auf folgendem Bild sind leider aber jetzt vorbei.
Meine Liebste erzählte mir aber von einem Waldstück bei Mainz, in dem sie früher immer gern gelaufen ist. „Ganz flach!“ (Sie hatte allerdings einen ganz anderen Wald gemeint – ich sollte so viele Höhenmeter wie seit Ewigkeiten nicht mehr laufen.) Ich steuerte jedenfalls den Lennebergwald an, ein Naturschutzgebiet westlich von Mainz in einer Gegend, in der es ansonsten fast nur Wein, Wein, Wein und ein paar Obstbäumchen gibt.
Orientierungslos drehte ich eine kleine Runde, ehe ich das grün unterlegte Edelweiß mit dem Hinweis „Kleiner Mainzer Höhenweg“ fand, angelegt vom DAV, also offenbar vom Deutschen Alpen-Verein. Das mit dem „Ganz flach“ hatte sich spätestens hier erledigt. Ich lief hoch und runter, vorbei an manchem idyllischen Fleck – und fand mich plötzlich in Finthen wieder. Das liegt ganz hinten, spottet der Rest von Mainz.
Okay, so doll fand ich Finthen nicht, lief lieber wieder zurück zu Apfelbäumen und Spargelfeldern mit gelb-braunem Kraut. Versehentlich hatte ich irgendwann den Höhenweg verlassen und war einem gelben statt grünen Edelweiß gefolgt.
Aber auch so gab es genug zu gucken. Höhepunkt in jeglicher Hinsicht war das Schloss Waldthausen, von dem es dann steil bergab Richtung Parkplatz ging. Aber ich drehte noch eine kleine Runde und noch eine. War einfach glücklich. Spaß machen soll doch der Sport vor allem! Allmählich entdecke ich ihn wieder. 16 Kilometer, recht langsam zwar und mit ein paar Fotopausen, aber einfach ein Genuss.
Weiterhin habe ich kein Ziel, keins jedenfalls, das mit irgendeinem Marathon oder Volkslauf zu tun hat. Der gesamte Höhenweg ist, wie ich gerade nachlas, übrigens 31 Kilometer lang. Das wäre mal wirklich eine Herausforderung.