Örks. Selten habe ich die Koch-, Back- und Fritierkünste meiner Liebsten so sehr verflucht wie am Amelinghausener Abschlussberg. Man sollte nicht unbedingt mit einem nennenwerten Restalkoholspiegel einen Halbmarathon in Angriff nehmen – so schlau bin ich ja. Aber auch ein ausgiebiges Fresserchen am Abend zuvor kann einem bei Laufen gewaltig auf den Magen schlagen. Trotzdem war’s ein wunderschöner Wintervolkslauf in Amelinghausen – und mal eine ganz andere Erfahrung.
Die abgebildeten und noch viel mehr Leckereien drückte ich mir am Abend vor Amelinghausen in die Figur. Nun, meine Liebste und unsere sechs Gäste bekamen auch ein bisschen ab; die finalen Choco Crossis und Haribo vernichtete ich aber fast im Alleingang, weil der Rest nach vier bis fünf Stunden Futtern langsam schwächelte. Ich war pappsatt. Ich stand ein paar Stunden später pappsatt auf. Und an der Startlinie in Amelinghausen war ich immer noch pappsatt. Musste ich ausgerechnet ein Thonimara-Shirt anziehen, unter der sich jedes Fettröllchen gnadenlos abzeichnet?
Doch um mich herum herrschte allgemein die allerbeste Laune – Vorfreude auf das Saisondebüt bei strahlendem Sonnenschein und angenehmen 6 Grad. Was gibt es Schöneres? Einen etwas leereren Magen vielleicht, aber mit dem Startschuss hatte ich erst einmal andere Sorgen. Die Pace finden zum Beispiel. Gut, dass ich ein paar kommunikationsstarke Mitstreiter fand. Zum Klönen aufgelegt war vor allem Sven, Neffe meines Lieblingsleserbriefschreibers. Wir ließen keine Pointe aus. War da nicht zum Beispiel bei ganz genauem Hinsehen ein ADAC-Schriftzug auf den Wegweisern zu sehen? „Diesen Schildern kann man doch nicht mehr trauen“, sagte Sven. „Wahrscheinlich geben die 8000 statt 800 Teilnehmer durch, und der Fünfte wird zum Sieger erklärt“, konterte ich. Wahrscheinlich wurde der große Vorsitzende des MTV Amelinghausen mit dem Rettungshubschrauber eingeflogen.
Zwischendurch kassierte ich von einem Wolfgang ein großes Lob für diesen Blog: „Ich les’s den regelmäßig.“ Ach, jetzt weiß ich endlich, wer das ist. Auch an den Verpflegungsstationen wurde offenbar mancher Clown gefrühstückt. „Hier ist das Doping“, bekam ich zusammen mit einem Tee auf den Weg, „aber es kommt noch die Kontrolle.“ Ich wusste ja nicht, dass ich Evi Sachenbacher-Stehle so ähnlich sehe. Dabei hatte ich nicht einmal ein Gewehr um. Drei Kilometer vor Schluss ließ mich Sven von der Kette. Ich wollte noch den Bienenbütteler vor mir und die 1:40 jagen. Den Bienenbütteler bekam ich am letzten Berg. Die 1:40 nicht mehr. Hätte ich doch wenigstens die Haribo liegengelassen.
Ober- und unterhalb der Magens fühlte ich mich aber prima. 18 Kilometer locker gelaufen und geplaudert wie selten, und trotzdem sprang eine halbwegs vernünftige Zeit heraus. Und der Kuchen vom weltberühmten Buffet schmeckte auch schon wieder. Wie passte der nur schon wieder rein?
Nebenbei war’s der erste Lauf in meiner neuen Altersklasse M50. Meine Illusion, hier nur auf Tattergreise und verhinderte Walker zu treffen, hat sich mit der ersten Station des SALAH-Cups erledigt. In der vergangenen Saison sammelte ich siebte und achte Plätze im Dutzend ein, diesmal war’s ein sechster. Bis zur M80 muss ich wohl durchhalten, um die ganz großen Erfolge zu feiern. „Ich bin jetzt M40 und wurde neulich auf einer Fete gesiezt“, hatte Sven zu diesem Thema beigesteuert. Nun, und mir helfen die jungen Leute bestimmt bald über die Straße.
Ein schwacher Trost: In den Niederlanden zählt das Geburtsdatum, nicht das Jahr. Also renne ich den Rotterdam-Marathon noch ein letztes Mal in der M45. Laufen macht einen halt doch jünger.
So ne neue Altersklasse hat durchaus Vorteile was die Ergebnisse betrifft. Aber leider nicht immer: Ich darf seit diesem Jahr in der M30 starten und da laufen die üblen Haudegen schnellere Zeiten als in der Hauptklasse. Aber gut das es auch ums persönliche Ergebnis geht!
Mit so einem vollen Magen könnte ich niemals laufen. Vorallem nicht so entspannt 😉
Ja, ein dicker Kopf ist weiter weg von den Beinen als ein voller Magen – der behindert vielleicht nicht so sehr…
Saffti, dein Problem mit dem vollen Magen verstehe ich. Nur die These zum Restalkohol solltest du noch mal überprüfen. ich war am Vortag beim berühmten Barnstedter Doppelkopf-Turnier, wo das Bier reichlich floss. Und um Mitternacht wieder zu Hause, wollte die Herzallerliebste noch eine Flasche Wein mit mir leeren. Ergebnis: Noch nie war ich so schnell in Amelinghausen…. 😉