3. Dezember 2024
Auf der Kasslerbrücke

Ich bin doch freiwillig hier

Dieser Sonntag hat sich eingebrannt. Meine Zweifel, ob ich den Marathon überhaupt durchhalten kann. Das erste kleine Tief nach der Rheinbrücke in Oberkassel. Die Schmerzen und Blasen. Der energische Schlusssprint auf der Rheinpromenade. Exakt zehn Jahre ist es her, dass ich in Düsseldorf meine Bestzeit gelaufen bin, die ich (das wusste ich damals natürlich noch nicht) definitiv nie wieder erreichen werde. 3:27:43 – sogar die Zeit hat sich eingebrannt. Was ist davon geblieben?

Zehn Jahre später: Ich bin zum Genussläufer mutiert. Die Coronazeit hat ihre Spuren hinterlassen, eine Knieverletzung, die Folgen eines Zeckenbisses. Naja, viele Umschreibungen für die schlichte Tatsache, dass ich nicht mehr 48 Jahre, sondern 58 Jahre alt bin. Ich sollte glücklich sein, dass ich überhaupt halbwegs regelmäßig laufen kann. Und ich bin es auch.

Marathon mitsamt der Vorbereitungszeit, Halbmarathon, sonstige Volksläufe – mehr als ein Jahrzehnt gehörte das zu meinem Leben einfach dazu. In 13 Jahren bin ich 128 Mal gegen die Uhr gelaufen, 11 Mal einen Marathon geschafft, in den vergangenen drei Jahren startete ich nur einmal – und es war in Borstel mein mit Abstand langsamster Lauf, ein Zehner mit Gehpausen. Aber immerhin ein Anfang. Gerade heute habe ich neue Ziele ausgeguckt, träume immer noch vom Weinstraßen-Marathon, auf den ich 2020 perfekt (so glaube ich wenigstens) vorbereitet war und für den ich 2022 nicht ansatzweise fit war. Er findet übrigens nur alle zwei Jahre statt.

2024 also wieder. Der Termin ist notiert, zur Not soll’s auch ein Halbmarathon werden. Vor ein paar Tagen erst habe ich spaßeshalber getestet, ob ich überhaupt noch 21 Kilometer am Stück laufen kann. Es wurden sogar 23, weil ein kleiner Schlenker zum Abschluss etwas größer geriet. Danach war ich platt, aber glücklich. Wer 23 Kilometer laufen kann, der schafft doch bald auch wieder 30 im Training  und 42,195 im Wettkampf? Natürlich ohne Blick auf die Uhr und auf vergangene Bestzeiten, das wäre sonst zu frustrierend.

„Los, lächeln, ihr seid doch freiwillig hier“,  feuerte uns einer damals vor zehn Jahren in Düsseldorf an. Damals fiel es mir angesichts der Blasen am rechten Fuß irgendwann recht schwer. Mittlerweile ist es mein Mantra. Hoffentlich trägt es mich irgendwann auch zum zwölften Mal bei einem Marathon ins Ziel. Sicher nicht nach 3:27:43 Stunden, sondern erst viele Minuten später. Egal.

 

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