„Nach dem Wettkampf über 21,1 km sind die Läufer noch fit genug, um schon am selben Abend feiern zu können.“ Kann ein Buch über den Halbmarathon sympathischer beginnen als das Werk von Jeff Galloway? Gerade im Vergleich mit manchem etwas verkniffen daherkommenden deutschen Laufpapst fallen die Stärken des US-Autors auf. Der hat ein erfrischendes Werk geschrieben, das sich vor allem der Einstellung zum Laufen widmet.
Abschreckend ist nur die Titelseite. „Halbmarathon – das Erfolgsprogramm“ heißt das Buch, präsentiert wird Galloway als „der amerikanische Erfolgstrainer“. Geht’s also nur um den schnellen Erfolg? Ganz im Gegenteil. Galloway betont die wichtigsten drei Ziele beim Halbmarathon schon früh:
1) Finishen Sie mit erhobenem Haupt,
2) mit einem Lächeln auf den Lippen,
3) und mit dem Wunsch, es wieder zu tun.
Selbstverständlichkeiten? Allzu viele Freizeitläufer vergessen doch gern, worum es bei der Hatz nach neuen persönlichen Bestzeiten doch eigentlich gehen soll: um die Gesundheit und um den Spaß. Exakt hier setzt Galloway an. Er wirbt vor allem für die Gehpause, „bevor Sie müde werden“. Er betont den Wert der Regeneration, warnt wiederholt davor, sich „zu viel des Guten“ vorzunehmen, wirbt für alternative Sportarten. Alles mit dem Ziel, viele Jahrzehnte lang möglichst verletzungsfrei zu laufen. Kein Wunder, dass eines seiner Bücher „Running Until You’re 100“ heißt.
Es geht bei Galloway also um weitaus mehr als nur um den Halbmarathon. Ab und zu ist der deutsche Leser irritiert angesichts des allzu amerikanischen Stils der Wiederholungen und Appelle. Kompliziert werden ein paar Zeitvorgaben, da Galloway auf den Meilentest schwört, häufig das Lauftempo also nicht pro Kilometer, sondern pro Meile (= ca. 1600 Meter) vorgegeben wird. Galloway gibt aber kein allzu strenges Korsett vor. Laufen nach Puls kommt bei ihm nicht vor, Übungen zur Lauftechnik werden auch nur kurz angeschnitten. Sein Motto: „Wenn Sie sich auch am Ende eines Laufs locker und entspannt fühlen, laufen Sie vermutlich mit der richtigen Lauftechnik.“ Er setzt also aufs Körpergefühl – sehr sympathisch.
Konkrete Trainingspläne für den Halbmarathon gibt es natürlich auch. Und die wirken durchaus knackig. Bei einer Zielzeit von 1:30 bis 1:44 stehen zum Beispiel am Wochenende abwechselnd lange Läufe bis 30 km und Intervalltraining mit bis zu 14 x 800 Meter an, ansonsten je einmal pro Woche Tempotraining, Hügeltraining und ein lockerer Lauf.
Galloway, Jahrgang 1945, widmet sich intensiv dem Laufen im Alter, betont immer wieder, wie wichtig schon ab dem 40. Geburtstag längere Erholungszeiten werden. Und er warnt vor falschem Ehrgeiz: „Wenn Sie die Ambition haben, … bei örtlichen Straßenläufen Erster in Ihrer Altersklasse zu werden, dann ist das natürlich Ihr gutes Recht. Vergessen Sie jedoch nicht, die Telefonnummern Ihrer Sportärzte immer griffbereit zu haben.“
Amazon-Link: Jeff Galloway – Halbmarathon. Das Erfolgsprogramm.