19. April 2024

Der Zehnte

Drei mal drei, das ergibt neun. Neun Marathon-Läufe in neun verschiedenen Städten habe ich jetzt auf dem Buckel, wie diese zum Teil doch arg ramponierten Startnummern belegen. Nummer 10 steht jetzt am 2. Oktober an. In Bremen. Und das exakt am 10. Jahrestag meiner ersten Laufrunde. Einmal zum Ebensberg und zurück, knappe 5,5 Kilometer, acht Pausen. War das anstrengend. Und ich hoffe doch sehr, dass ich diesmal nicht acht Pausen einlege. Weder auf den ersten noch auf den letzten 5,5 Kilometern.

Bremens Marathon-Auto Fridolin habe ich schon zweimal in diesem Jahr getroffen - beim Big 25 in Berlin und in Schwerin.
Bremens Marathon-Auto Fridolin habe ich schon zweimal in diesem Jahr getroffen – beim Big 25 in Berlin und in Schwerin.

Dass der 10. Marathon auf meinen 10. Lauf-Jahrestag fällt, ist tatsächlich Zufall – gern hätte ich übrigens im gleichen Atemzug meinen 100. Lauf gegen die Uhr gefeiert, aber ich bin bisher nur auf 96 gekommen. Dass dieser 10. Marathon in Bremen stattfindet, ist aber alles andere als Zufall. Mein Vater ist in Bremen geboren. Als kleiner Junge war ich oft zu Besuch bei Großtante und Großonkel, die mitten in der Stadt wohnten. Deren Nachkommen führen bis heute die Fleischerei Karl Safft Vor dem Steintor. Nahe der Marathonstrecke und gleich bei meiner Bremer Unterkunft um die Ecke.

Ich habe mir als Kind einen Spaß draus gemacht, in Bremen alle damals existierenden Straßenbahnlinien (ich glaube, es waren sechs) von der einen bis zur anderen Endstation und zurück zu nutzen. Hatte ich jemals einen Fahrschein? Wussten meine Verwandten überhaupt von diesen Ausflügen? Ich glaube nicht. „Ischa Freimaak!“, blieb noch hängen. Karussell bin ich auf Kosten der Verwandtschaft gefahren, bis mir schlecht war.

Später wurde Bremen das kleine Berlin für mich. Ein bisschen schmuddelig, aber nicht so langweilig wie der große Rest des Nordens. Guns N‘ Roses 1993 im Weserstadion, direkt zuvor hatte ich im Fernsehen eines der legendärsten Spiele von Michael Jordan bewundert (55 Punkte im 4. NBA-Finalspiel gegen die Phoenix Suns) – was für ein Erlebnis! Damals machte ich die Nächte noch für Basketball und Rock ’n‘ Roll durch.

Ein bisschen habe ich Bremen aus den Augen verloren. So oft fahre ich mit dem Zug durch oder mit dem Auto vorbei, so selten halte ich an. Ein spaßiges Wochenende mit dem Sohnemann in der Jugendherberge; der eine oder andere Fußballtermin, wenn der Lüneburger SK und Werders Zweite mal in der gleichen Klasse spielen. Und einmal fuhr ich tatsächlich zum Sechstagerennen – selten habe ich so viele betrunkene TV-Prominente auf einmal gesehen. Ein öder Abend.

Nun aber wird’s bestimmt wieder aufregend in Bremen. Keine Ahnung, ob’s zu einer Bestzeit reichen wird oder wenigstens zu einem persönlichen Altersklassenrekord. Hauptsache, ich verliere nicht die Lust auf die nächsten 10. Auf die nächsten 10 Jahre und die nächsten 10 Marathon-Läufe.

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