IOC-Präsident Dr. Thomas Bach, angeblich mächtigster Mann des Sports auf unserem Globus, drückt sich feige um die Entscheidung, russische Aktive von den Olympischen Spielen auszuschließen. Das letzte Wort sollen jetzt die Weltverbände haben. Eleganter als Bach kann man sich kaum vor der Verantwortung drücken, wenn man seinem alten Freund und Förderer Wladimir Putin nicht weh tun will.
Spätestens nach dem McLaren-Report, in dem staatlich angeordnetes, systematisches Massendoping nicht nur in der Leichtathletik festgestellt worden ist, hätte es nur eine Antwort für Russland geben können: njet. Ob Schwimmerin oder Volleyballer, Turnerin oder Kanute – wer in Russland lebt und Hochleistungssport betreibt, war über die nationale „Anti“-Doping-Agentur automatisch in das staatliche Dopingsystem integriert und kann beim besten Willen gar nicht den Nachweis erbringen, sauber zu sein. Er ist lachhaft, dass Putin mit Witaly Smirnow einen 81-Jährigen aus der ganz alten sowjetischen Schule den Anti-Doping-Kampf anvertrauen will. Und der reinste Hohn, wenn Bach von Null-Toleranz in Dopingfragen spricht, exakt das Gegenteil aber fördert.
Und wie sollen jetzt die Verbände, in denen oft Russen und ihre Freunde aus dem arabischen Raum das Sagen haben, in nur zwölf Tagen prüfen, wer sauber ist und wer nicht? Ein gnadenloses Chaos droht vielen Verbänden und der internationalen Sportgerichtsbarkeit.
Ein Komplettausschluss hätte sicher manchen sauberen Athleten getroffen. Aber nur mit einem solchen kraftvollen Zeichen hätte ein wirklicher Neubeginn in Russland eingeleitet werden können – dann nämlich, wenn das verrottete System von innen heraus in Frage gestellt worden wäre. Diese Chance ist vertan.
Und die Glaubwürdigkeit des olympischen Sports? Russland ist überall – und Bachs Entscheidung ist alles, nur nicht abschreckend.
Aus der Landeszeitung für die Lüneburger Heide vom 25.7.2016/Foto: wikimedia