Irgendwann hatte ich die Ohrhörer verlegt. Kaum tauchten sie wieder auf, hat mir irgendjemand das Aufladekabel gemopst. Und inzwischen verstaubt mein MP3-Player seit Wochen in der Schublade. Es ist etwas passiert. Ich laufe ohne Musik. Und das klappt. Wenn ich mit anderen unterwegs bin, ob im Wettkampf, beim Lauftreff oder einfach so, habe ich mich grundsätzlich noch nie berieseln lassen. Nun aber auch als Sololäufer. Was ist da nur passiert?
Musik war fast von meiner ersten Runde an mein treuer Begleiter. Sie hat motiviert, mir einen Rhythmus vorgegeben, mir beim Abschalten geholfen und vor allem bei längeren Runden die Langeweile vertrieben. Ein alter Freund, der keine Fragen stellt – das war oder ist für mich Musik.
Und nun habe ich festgestellt, dass ich ohne Musik beim Laufen besser abschalten kann. Auf den ersten zehn Minuten grüble ich noch über dies oder das, nach einer halben Stunde habe ich alles vergessen und nichts lenkt mich mehr ab. Nicht einmal die Musik. Und auf den letzten zehn Minuten kommen mir ab und zu ganz von allein Gedanken, die ich mit Berieselung wohl niemals gehabt hätte. Außerdem mag ich es nicht, wenn die Ohrhörer-Kabel im Sommer über meine nackte Haut entlangreiben.
Mittlerweile lege ich mich gern mal in meinem Arbeitszimmer aufs Sofa, schiebe eine CD ein und kann mich ganz auf die Stücke konzentrieren. Ich muss mir keine Gedanken um mein Lauftempo oder um ein aufziehendes Gewitter machen, sondern höre einfach nur. Oder wenn ich mich mal wieder zur heimischen Gymnastik aufraffen kann, dann geht das dreimal so gut mit Kendrick Lamar als Soundtrack.
Außerdem lasse ich in jüngster Zeit häufiger mal, bewusst oder auch aus Versehen, die Laufuhr ausgeschaltet. Das könnte aber eher daran liegen, dass ich zurzeit gar nicht wissen will, wie langsam ich bin.
Beitragsbild: pixelio/Rainer Sturm
Dem kann ich folgen. Seitdem ich in Zwangslaufpause bin und über Stunden mir die Umgebung erwanderen, hab ich auch nichts mehr auf den Ohren und bekomme so natürlich viel mehr mit, was passiert. Ob ich das auch aufs Laufen übertragen werde, weiß ich nicht. Aber Deine Beobachtung bzgl. Abschalten etc. kann ich mir gut vorstellen. Ich probier es mal.. aber eins nach dem anderen, erstmal Laufen.! 🙂
Bei mir ist es lustigerweise beim Laufen so, dass ich mich über die Musik hinwegentspannen kann – also die Musik quasi zwischen mir und der Außenwelt steht, aber oft höre ich gar nicht richtig hin und hänge meinen Gedanken nach.
Beim Wandern wiederum kann ich überhaupt keine Musik ertragen.
Ist doch immer wieder schön, wenn man rausfindet, was man braucht und was guttut. Manchmal ist doch ein verschlumpertes Ladekabel für was gut 😉