29. März 2024

Ach, wie schön ist doch der November

Ich hasse den November. Eigentlich. Die Tage werden immer kürzer. Weihnachtsmärkte werden aufgebaut. Herbstlaub und Matsch verunstalten meine Laufstrecken. Es ist der Monat, in dem mehr als in jedem anderen Motivationshilfen gefragt sind. Inzwischen habe ich aber einige auf Lager…

Immerhin: Der November ist quasi der Swingerclub der Laufmonate. Alles kann, nichts muss. Weil die nächsten großen Läufe noch unendlich weit weg sind, muss niemand allzu schnell rennen oder allzu lange Läufe unternehmen. Wer mal eine Woche ganz aussetzen mag: nur zu!

Andererseits will ich auch keine Lizenz für die Faulheit ausstellen. Im November (und vielleicht noch etwas mehr im Dezember) werden die Bestzeiten des kommenden Frühlings gemacht. Niemand wird jetzt schneller. Aber mit einem halbwegs ordentlichen Grundlagentraining geht jeder zumindest ausdauernder aus dem Spätherbst. Mit mäßig langen, langsamen Läufen steigert man mehr als mit jeder anderen Trainingsform die Grundlagenausdauer. Wer jetzt 5 km am Stück laufen kann, schafft im Februar vielleicht 10. Wer die 10 schon drauf hat, kann sich allmählich an einen Halbmarathon rantrauen. Und so weiter. Der November eröffnet neue Distanzhorizonte.

Überhaupt ist dieser Monat ideal, zum Pläne zu schmieden. Zumindest die größeren Läufe des kommenden Jahres sind fest terminiert. Warum also nicht jetzt (und nicht erst am 31. Dezember) ehrgeizige Ziele formulieren? Für Heidjer drei Termine zur Auswahl: Am 24. Februar steigt in Amelinghausen der wunderschöne Wintervolkslauf, dessen Streckenprofil nicht allzu anspruchsvoll ist. Am 10. März findet in Celle der Wasa-Lauf mit Wettkämpfen von 5 bis 20 km statt – ein Volkslauf mit Citymarathon-Atmosphäre. Und dass am 21. April wieder der Hamburg-Marathon stattfindet, sollte sich auch herumgesprochen haben. Wer sich auf diese Ereignisse einstellt, der trainiert schon jetzt freiwillig und gern ein paar Meter mehr.

Laufschuhe
Neue Laufschuhe für die Frau in mir – gibt es eine schönere Motivationshilfe?

Ich selbst weiß nur, dass ich im April oder Mai irgendetwas Großes laufen will. Einen City- oder Landschafts-Marathon, vielleicht auch mal den Hermannslauf – wer weiß? Als kleine Vorab-Belohnung für den dafür nötigen Trainingsfleiß habe ich mir in den vergangenen Wochen zwei quietschbunte Laufpaare gegönnt: ein besonders leichtes Paar für schnelle Läufe und Trailschuhe für die Runden mit Matsch oder Eis. Teuer? Klar, aber dafür verzichte ich weiter auf iPhone, iPad und sonstigen iLuxus und habe dann sicher noch kräftig gespart.

Mal etwas ganz Neues probieren

Der November ist aber auch ein wundervoller Anlass, alte Gewohnheiten zu überprüfen. Vor einem Jahr bin ich mal nicht mehr stur die auf den Meter genau ausgemessenen Runden abgelaufen, sondern bog auch mal links oder rechts ab, einfach, um mal zu sehen, wo der Waldweg hinführt, den ich sonst immer ignoriert habe. Manchmal musste ich an einem Zaun umdrehen, manchmal bin ich abenteuerliche Umwege gelaufen. Aber langweilig war es nie. Außerdem lernt man jetzt die wahren Lauffreunde kennen: die Leute, die auch im November bei Nieselregen brav und treu mit einem die Runden drehen.

Lauftraining bedeutet nicht nur Laufen, gerade jetzt. Kraft, Koordination, Rumpfstabilisation, Lauf-ABC – ja, was war das noch einmal? Auf alle Fälle ist es keine Zeitverschwendung. Gleiches gilt auch für Ausgleichssportarten aller Art. Radfahren ist jetzt vielleicht nicht ganz ideal, dafür aber zum Beispiel Schwimmen. Vor einem Jahr habe ich Pilates für mich entdeckt. Ich stelle mich mittlerweile nicht mehr ganz so stoffelig an wie anfangs. Und: Es tut wirklich gut.

Alles kann, nichts muss. Ich lasse jetzt auch keinen Zimtstern links liegen oder sage Weihnachtsfeiern aus Angst vor einem Formeinbruch ab. Das ist ja das Schöne am Laufen. Man kann ohne schlechtes Gewissen sündigen – wenn man denn am Ball bleibt. Ach, wie schön ist doch der November. Fast so schön wie ein richtig eiskalter Januar. Dazu vielleicht mehr in zwei Monaten.

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