Ach, was bin ich doch für eine Gurke. Mal ist es zu kalt, mal zu nass, mal zu dunkel, mal alles auf einmal. Und viel zu beschäftigt bin ich ohnehin immer. Wie habe ich es nur geschafft, in den vergangenen Jahren mich auf einen Marathon vorzubereiten? Jetzt wäre ich froh, wenn ich mich wenigstens mal zu 20 Kilometern am Stück motivieren könnte. Aber es gibt ja eine Hoffnung: meine Düvelsbrook Dynamics.
Wenn sonntags um 7.45 Uhr der Wecker klingelt und ich es tatsächlich schaffe, aufzustehen, einen Kaffee zu trinken, einen Happen zu essen und mich bei minus fünf Grad in Bewegung zu setzen, dann hat das nur einen Grund: Ich werde erwartet. Von den Leutchen in meinem Lauftreff, von denen sich die allermeisten auch erst einmal aufraffen müssen, um den Weg Richtung Bockelsberg zu finden. Wie oft würde ich wohl ansonsten sonntags vorm Dienst laufen? Wahrscheinlich niemals.
Und das gleiche Spiel mittwochs, 18 Uhr, Treff am Kurpark-Eingang. Da sind wir ein exklusiverer Kreis, da kommt es gerade bei schlechterem Wetter (das wir seit fünf Monaten praktisch immer haben) auf jede Frau und jeden Mann an. Und wer erst einmal leichtsinnigerweise per WhatsApp zugesagt hat, der braucht schon eine richtig gute Ausrede, um sich um die Runde drücken zu können.
Selbst heute an einem wirklich saukalten Sonntag mit eisigem Ostwind raffen sich wenigstens zehn Leute auf. Wir unterhalten uns über Hochzeiten und Scheidungen, Zehn-Kilometer-Läufe und Halbmarathon, über den HSV und über richtigen Fußball. Schwupps, schon sind wieder 16 Kilometer im Kasten. Dass ein paar Streber noch fast doppelt so lange unterwegs sind, ist dem anstehenden Hamburg-Marathon geschuldet. Die Tapferen! Ich könnte das im Augenblick nicht.
Den Mainz-Marathon im Mai habe ich längst von meinem Jahresplan gestrichen. Nun soll’s Frankfurt im Oktober werden. Bis dahin muss ich wohl noch zwei weitere Lauftreffs finden, damit ich mich wieder zu vier Einheiten pro Woche aufraffen kann. Allein? Da bin ich halt zurzeit nur eine Gurke.