Während ich diese Zeilen schreibe, denke ich an die City-Nacht in Berlin. Eigentlich wollte ich dort meine 10-km-Bestzeit verbessern, ach was, pulverisieren. Es ist wieder einmal etwas dazwischengekommen. Also kann ich weiter nur träumen wie so viele Läufer: vom großen Sprung, vom Verbessern der Zeiten in ganz andere Sphären. Aber ist das so gesund?
Fragt mal die Chinesen, wie ihnen der große Sprung nach vorn bekommen ist. Wer anfängt zu laufen, kann sich nach den ersten Qualen in der Regeln mit tollen Bestzeiten am Fließband belohnen – doch irgendwann, schätzungsweise nach fünf bis sieben Jahren, ist dieser Anfängerbonus aufgebraucht. Dann müssen wir uns schon extra etwas einfallen lassen, um noch schneller zu werden. Häufiger trainieren, länger trainieren, intensiver trainieren – oder einfach cleverer trainieren.
Trotzdem träumen wir doch nicht nur davon, uns nur sekundenweise zu verbessern. Bei meiner Marathon-Bestzeit – hatte mich da nicht die Blase gequält? Und wirklich optimal war die Vorbereitung wirklich nicht? Die Halbmarathon-Bestzeit – hatte es da nicht nach ein paar Kilometern zu regnen angefangen? Und als es richtig windig wurde, hatte ich gerade meine Mitläufer verloren. Es ist also immer noch Luft nach oben.
Und trotzdem: Wer sich seiner bisherigen Hausrekorde schämt und zum großen Sprung ansetzt, kann gewaltig verkrampfen. Der kann sich schon in der Vorbereitung übernehmen und den Lauf falsch einteilen. Der kann überhaupt den Spaß am Laufen verlieren, wenn er mit gewöhnlichen Bestzeiten gar nicht mehr zufrieden sein kann.
Naja, in Berlin zeigt das Thermometer derzeit 29 Grad an – nicht gerade Bestzeiten-Wetter. Ein kleiner Trost für mich, der sich nun als neues Ziel den neuen HEK Halbmarathon in Hamburg in acht Wochen ausgesucht hat. Ich träume von einem kleinen Sprung – bei einer Bestzeit von 1:35:31 wäre eine Steigerung um 32 Sekunden gar nicht mal so verkehrt.
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