28. März 2024

Ein bisschen für den Rücken

Das Drama beginnt mit dem Gymnastikball. Einer von dieser alten, sattblauen Sorte, der nicht nur nach späten Siebzigerjahren aussieht, sondern auch so riecht und sich anfühlt wie meine Schulzeit. Eben dieser Ball spielt zunächst die Hauptrolle bei der Präventionsgymnastik des TC Neetze. Achtmal müssen wir ihn im Stehen linksherum um den Körper bringen, achtmal rechtsherum. Ist doch einfach! Denke ich, bis mir die Kugel zum dritten Mal heruntergeplumpst ist. Der erste, aber längst nicht der letzte Hinweis darauf, dass man niemals ein Sportangebot unterschätzen sollte, das man noch nicht kennt.

Und hoch das Bein - Ballgefühl ist nötig für diese Übung. Foto: Hans-Jürgen Wege
Und hoch das Bein – Ballgefühl ist nötig für diese Übung. Foto: Hans-Jürgen Wege

„Wir sind Männer und Frauen um die Sechzig, trainieren ein bisschen für den Rücken. Kommen Sie einfach vorbei“, hatte Ulrich Schröder gesagt. Er hat als Übungsleiter nicht nur das Sagen hier in der Neetzer Halle, sondern als Vorsitzender auch im Tennis-Club. „Wir haben im Winter keine Halle und wollten mal etwas Neues anbieten“, erinnert sich Schröder an die Anfänge der Gymnastik vor elf Jahren. Mit von der Partie ist seit der erste Stunde auch Eckhardt Dietrich, Schröders Vorgänger als Vereinschef. „Ich will fit bleiben und Muskeln ausbilden“, erklärt Dietrich. „Wenn man Muskeln hat, dann schützt das auch vor Stürzen im Alter.“

So einfach ist das. Gar nicht so einfach ist es dagegen, mit dem Gymnastikball im Lendenbereich an der Hallenwand zu stehen und sich dann einmal ganz um die eigene Achse zu drehen – vor allem dann, wenn man sich nicht richtig konzen-triert. „Die Lende ist da, wo das Arschgeweih sitzt“, ruft jemand lachend. Danke, es geht schon viel besser.

Reif für den Zirkus

Schröder verliert nicht viele Worte, korrigiert lieber mit einem Handgriff die Position der Fußspitze, damit man auch in der hinteren Beinmuskulatur seinen Spaß hat. Er achtet auf die richtige Körperspannung, durchschaut dabei offenbar jeden Trick, sich eine Übung etwas einfacher zu machen. Er besaß ursprünglich einen Übungsleiterschein für Fußball, ließ sich aber in den unterschiedlichsten Angeboten weiterbilden: Prävention, Funktions- und Wirbelsäulengymnastik, Tai Chi, Pilates, zuletzt Atemgymnastik. Ein Einsatz, der sich auch für den TC Neetze lohnt. „Sonst hätten wir unseren Bestand von 105 bis 110 Mitgliedern bestimmt nicht halten können“, meint der Vereinschef.

Ein paar Minuten dürfen wir mit einem Theraband herumspielen, dann geht‘s auf dem Pezziball weiter. Wir legen uns auf das tückische Ding, das zu gern dem Widerstand ausweichen und zur Seite rollen will. Ein Bein hoch, ein Arm runter, einmal nach vorn und wieder nach hinten rollen lassen. Bald sind wir alle reif für den Zirkus. Ich bin mit 49 Lenzen knapp der Jüngste in der Runde, bestimmt aber nicht der Geschickteste. Ehe ich mein Bein in manchen Positionen richtig durchdrücken kann, lernt ein Nilpferd fliegen. Aber Schröder kennt noch mehr Schikanen, verbindet Pezzi- und Gymnastikball, Theraband und Turnmatten zu weiteren Übungsformen.

Einfaches Turnwerkzeug also; ab und zu leiht man sich Geräte wie Gymsticks vom Kreissportbund aus. „Man könnte das theoretisch auch zu Hause machen“, weiß Dietrich: „Aber wer hält das schon allein durch?“ Innerhalb der Gruppe macht niemand schlapp. Richtig still wird es, als der Übungsleiter die Stunde mit Atemübungen ausklingen lässt. Er hält sich ein Nasenloch zu, atmet ein. „So, und jetzt versucht alle, möglichst langsam auszuatmen.“ Nicht ganz leicht mit den Resten eines Novemberschnupfens. Aber dann habe ich das bisschen Bewegung für Sechzigjährige knapp überstanden. Uff.

Wie habe ich es verkraftet? Schonprogramm war das nicht unbedingt. Einige Rumpfmuskeln spüre ich am Tag danach deutlich.

Was haben Läufer davon?  Koordination, Beweglichkeit, Stärkung der Bauch- und Rückenmuskulatur – kann man auch als Läufer immer gebrauchen. Von daher eine gute Ergänzung, auch um Verletzungen vorzubeugen.

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