Haben wir es doch gut. Wer schwimmt, kommt in kein Bad mehr hinein. Wer Fußball spielt, muss auf Mitspieler und Gegner verzichten. Nur laufen, das geht selbst in Zeiten von Corona immer. Wie hält man das durch, wenn einem sowohl die Wettkämpfe wie auch die Mitläuferinnen und -läufer für unbestimmte Zeit weggebrochen sind?
Es ist immerhin Frühling. Es herrschen angenehme Temperaturen. Und es bleibt langsam wieder länger hell. Ideale Bedingungen eigentlich, um dem Corona-Stress zu entfliehen. Ein paar kleine Regeln habe ich mir aber inzwischen aufgestellt.
1. Vergiss Wettkämpfe!
Keiner weiß, wann Volksläufe oder gar Massenveranstaltungen wie ein City-Marathon wieder möglich sind. Ich war schwer frustriert, als sich mein Marathonziel für den Frühling erledigt habe. Aber ich widerstand der Versuchung, mir einen neuen Lauf für den Herbst auszusuchen, der dann am Ende auch nicht stattfinden kann.
Ich absolviere derzeit keine ganz lange Läufe, auch harte Intervalle müssen nicht sein. Ein bisschen Ausdauertraining, ein paar Sprints dabei – das reicht jetzt völlig aus, um fit zu bleiben und ganz nebenbei um das Immunsystem zu stärken. Wer es jetzt übertreibt, ist besonders anfällig. Stichwort: Open-Windows-Effekt.
2. Routinen behalten!
Ich laufe dreimal pro Woche an festen Tagen und bleibe dabei, auch wenn dann niemand auf dem Parkplatz am Schiffshebewerk und am Düvelsbrooker Weg auf mich wartet. Punkt – für mich das beste Mittel, damit der Schweinehund erst gar keine Chance bekommt. Wenn ich mich nur schwer aufraffen kann, sage ich mir immer: „Du fühlst dich nach einem Lauf immer besser als vorher.“ (Eine glatte Lüge, wenn ich an meinen Bremen-Marathon 2016 denke…)
Mit den Leutchen vom Lauftreff kann man ja immer noch auf WhatsApp lustige Videos austauschen, damit man sich nicht völlig aus den Augen verliert.
3. Und trotzdem etwas Neues!
Da ich erst vor einem halben Jahr aufs Dorf gezogen bin, kenne ich da längst noch nicht alle Wege. Jetzt biege ich jedes Mal irgendwo an einer Gabelung ab, wo ich sonst geradeaus gelaufen bin. Im schlimmsten Fall stehe ich nach einem Kilometer vor einem Zaun und muss zurück. Im besten Fall entdecke ich wunderbare neue Schlenker oder auch Abkürzungen. Gestern habe ich zum Beispiel den Waldkindergarten in Boltersen wiederentdeckt, in dem ich vor zig Jahren mal einen Termin hatte. Und ein paar Straßen dazu, die ich ebenso lange nicht mehr gesehen habe.
4. Nicht nur Laufen!
Meine Gymnastikmatte, die Blackroll und der Baseball fürs Faszientraining sind lange genug im Bettkasten verstaubt. Und gut, dass ich noch einen Garten anzulegen habe.
5. Support your Local Dealer!
Zur Motivation habe ich mir neue Laufschuhe gegönnt, ein Lauftreff bestellte gerade wieder einheitliche Shirts. Und das alles nicht irgendwo am Amazonas, sondern bei den hiesigen Händlern, die sich alle darüber freuen, dass sie mal wieder ein Paket verschicken können.
Stimmt: wir Läufer haben es wirklich gut und können trotz Krise unseren Sport ausüben. Drücken wir uns die Daumen, dass es auch so bleibt und nicht schärfere Maßnahmen ergriffen werden müssen, um die Ausbreitung des Virus zu verhindern.
Viele Grüße und bleib gesund!