Diesen Kuchen haben wir uns mal wieder hart verdient. Es gab ja Leute bei den Düvelsbrook Dynamics in Lüneburg, die angesichts unseres Fotos vorm Lauf und nach dem Lauf meinten: „Sie sind gleich beim Kuchen stehen geblieben.“ Nee – wir haben uns die 11-km-Runde in Traisa wirklich gegeben. Wir, das sind die „Läuferin auf Kleinstniveau“, wie sie sich schon 2017 liebevoll bezeichnet hatte, und ich. Der froh ist, sich überhaupt noch als Läufer bezeichnen zu können.
Aber ich will ja nicht jammern, sondern mich darüber freuen, dass wir erstmals seit vier Jahren wieder das kleine Örtchen kurz hinter Darmstadt besuchen konnten. Kein Corona, keine Fuß-OP, keine Borreliose, keine Ausrede. Leider auch keine Tombola mehr – es ist viel passiert, wie uns einer der Organisatoren erklärte. Sponsoren sind abgesprungen. Die Pfungstädter Brauerei zum Beispiel wurde dichtgemacht, das Bier wird jetzt in Aschaffenburg gebraut. Kein Partyfässchen mehr zu gewinnen, was für ein Jammer!
Aber wenigstens erwähnte der fleißige Organisator, dass es im Helferteam jetzt doch einen kleinen Generationenwechsel gibt: „Die 60-, 70-Jährigen hören allmählich auf, jetzt kommen die 50-Jährigen dran.“ Probleme in Südhessen, wie in Nordostniedersachsen – bei uns rund um Lüneburg bestand der SALAH-Cup vor Corona noch aus acht Läufen, zeitweise sogar aus neun, jetzt nur noch aus fünf. Vor allem die Helfer fehlen vielerorts, zum Teil sorgen auch immer strengere Auflagen für das Ende.
Ach ja, in einem Laufbericht sollte ja stehen, wie mein Lauf überhaupt war. Die ersten 3 km bis zum Stellweg brauchte mein Kreislauf, um auf Touren zu kommen. Den Berg bin ich irgendwie hochgekommen, danach ging es sanft runter bis Kilometer 6. Ich genoss einfach die frische Luft, den Wald, die Atmosphäre. Und wollte gar nicht so sehr an die fiesen Wellen denken, die da noch kommen sollten. Klein-Westergellersen – damit auch die Norddeutschen wissen, was da noch zu bewältigen war.
An der fiesesten der diversen Fast-so-wie-Westergellersen-Wellen bin ich dann doch mal ein paar Schrittchen (es waren wohl 20 bis 30…) gegangen, wenigstens nicht als einziger. Die Läuferin auf Kleinstniveau war am Stellweg kurz mal frech an mir vorbeigezogen, Berge findet sie nämlich so übel, dass sie da immer besonders schnell rüber muss, ließ sich dann aber wieder zurückfallen. Auf dem Sportplatz huscht plötzlich noch jemand an mir vorbei. Das ist doch nicht sie? Nee, nur einer im Trikot von Eintracht Frankfurt, der noch ein paar Körner mehr zu bieten hatte als ich.
Wir beide waren gut zwölf Minuten langsamer als 2017 (wie schon erwähnt, Fuß-OP, Borreliose – und vielleicht auch einfach das Alter und die Faulheit), aber ebenso glücklich und zufrieden. Der Kuchen mundete exakt so gut wie vor sechs Jahren. Die Kinder und Jugendlichen, die über 1000 und 2000 Meter starteten, gaben alles, einige flitzten bestimmt dreimal so schnell wie ich und werden bestimmt noch beim 77. Herbert-Fürböck-Lauf an der Startlinie stehen, Gas geben und Kuchen essen. Und vielleicht gibt es bis dahin auch wieder eine Tombola. Ein Hauptgewinn ist ein Start in Traisa aber eh immer.
Nichts ist also selbstverständlich. Nicht unser Start. Und schon gar nicht, dass sich immer noch genügend Leutchen finden, um den Lauf in Traisa auszurichten. Der ist seit drei Jahren Herbert Fürböck gewidmet, der „Mutter der Abteilung“, wie der langjährige Oberorganisator dieses wundervollen Wettkampfs im Club genannt wurde. Kennengelernt habe ich ihn leider nicht mehr, aber sein freundliches Gesicht sehe ich unter anderem noch aufgedruckt auf einen Liegestuhl direkt neben der Bahn. Danke jedenfalls für die Erfindung dieses wunderbaren Laufs!