3. Dezember 2024

Ausländer müssen draußen bleiben

Seit fast vier Jahrzehnten wohnt der gebürtige Peruaner Dr. Haensel Madueno Velasco der Liebe wegen in Deutschland. Seit 17 Jahren nimmt der Langstreckenläufer regelmäßig an deutschen Meisterschaften teil, wurde zuletzt deutscher Vizemeister über 5000 Meter in seiner Altersklasse M 65. Doch ohne Vorwarnung hat der Deutsche Leichtathletik-Verband (DLV) das Ausländerstartrecht aus der Deutschen Leichtathletik-Ordnung (DLO) gestrichen. Soll heißen: Wer keinen deutschen Pass hat, darf künftig bei einer DM nicht mehr starten.

Madueno empört diese Änderung der Satzung, „gerade in Zeiten, in denen viel über die Integration von Ausländern gesprochen und sich darum bemüht wird“. Für den gelernten Volkswirt, der für den MTV Treubund startet, ist die peruanische Staatsbürgerschaft „eine Herzensangelegenheit“. Würde der 66 Jahre alte Rentner einen deutschen Pass beantragen, müsste er den aus seinem Geburtsland abgeben. Andere haben nicht einmal diese Wahl: Asylbewerber etwa oder Menschen aus Ländern wie der Ukraine, die ihre Bürger nicht ohne Weiteres aus ihrer Staatsbürgerschaft entlassen.

„EU-Bürger sind an deutschen Meisterschaften teilnahmeberechtigt, wenn sie ein Startrecht für einen deutschen Verein/LG besitzen und dieses seit einem Jahr besteht“, hieß es bisher in Punkt 5.2.2. der DLO. Für Nicht-EU-Bürger regelte der Punkt 5.2.3., dass sie zudem seit mindestens einem Jahr in Deutschland leben und in der laufenden sowie vorigen Saison nicht für ihren Heimatverband oder an dessen Meisterschaften starten sollten, um an einer DM teilnehmen zu dürfen. Der DLV unterrichtete seine Landesverbände per E-Mail über die Streichung dieser Punkte – betroffene Vereine erfuhren nur über Umwege von diesen Änderungen.

So stellte der neue Club Hamburg Running unter der Überschrift „Ausländer raus?“ sein Dilemma dar. Die Mannschaft der M 35 wäre im März als Mitfavorit zur Cross-DM nach Löningen gereist, doch plötzlich dürfen zwei Läufer nicht mehr starten: ein Flüchtling aus dem Irak sowie ein Schwede, der seit vielen Jahren in Deutschland lebt, arbeitet und auch läuft.

„Beide sind im kommenden Jahr nicht mehr bei deutschen Meisterschaften startberechtigt. Ihre Teamkollegen können in den Mannschaften und Staffeln nicht mit ihnen antreten. Für alle Beteiligten ist das ein Schlag ins Gesicht, der Motivation für das tägliche, anstrengende Training raubt“, heißt es auf der Homepage von Hamburg Running.Wett

Ähnlich sieht das auch Madueno: „In einer Zeit, in der die Sensibilisierung der Gesellschaft für das friedliche Zusammenleben wichtig ist, setzt die Änderung der DLO ein falsches Zeichen und zeigt einen Mangel an gesundem Menschenverstand.“ Der Lüneburger hofft darauf, dass „die neue Regelung auf wackligen Füßen steht, wenn sie publik und öffentlich diskutiert wird.“

Im September startete Madueno übrigens erstmals bei einer DM auch im Team, lief für die Senioren der LG Lüneburg gemeinsam mit Wilhelm Vogt und Dieter Gerner beim Hamburger Alsterlauf über 10 Kilometer. „Läufer sind ja ansonsten Individualisten“, sagt der Peruaner, „aber das hat mir großen Spaß gemacht.“ Ein Spaß, der, wenn es nach dem DLV geht, ein einmaliges Erlebnis bleiben würde.

Hier ist ein Link zum Artikel von Hamburg Running. Auch auf lampis.net zeigt man sich nicht sonderlich begeistert.

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