Zwei Chancen auf einen Volkslauf habe ich im Urlaub einfach sausen lassen. Erst den Feldberglauf mit kümmerlichen 600 Höhenmetern – zu steil. Und dann den weltberühmten Nieder-Erlenbacher Volkslauf im Nachbarort – zu regnerisch an jenem Morgen. Nicht mal zu einer Genussrunde in der südhessischen Provinz habe ich mich aufraffen können, zu anstrengend waren wohl die Shopping-Touren mit meiner Liebsten. Seit wann bin ich eigentlich eine solche Pussy? Und es wird noch schlimmer: Morgen stehen in Hamburg gleich zwei Events zur Wahl, doch ich werde wieder zu Hause bleiben. Früher gab es doch nichts Schöneres für mich, als eine Startnummer vor den Bauch zu pappen und für 10 bis 42 Kilometer zum Tier zu mutieren. Wo ist nur der schöne Ehrgeiz geblieben?
Eigentlich wollte ich ja etwas zu dieser Zirkusveranstaltung in Monza namens „Breaking 2“ schreiben, doch Barbara Klimke von der Süddeutschen hat diesen Job schon wunderbar erledigt: Alles, was falsch läuft im Sport. Was bei mir falsch gelaufen ist, lässt sich einfach beschreiben: Mitten in der Marathon-Vorbereitung hat mich eine Entzündung im Fuß gestoppt. Schuld sind offensichtlich stärker ausgeprägte muskuläre Dysbalancen (eine schöne Umschreibung für: Ich hab’s einfach zu sehr mit dem Dehnen schleifen lassen) im Oberschenkel und in der Wade. Vier Wochen Laufpause, Marathon futsch – und seitdem trainiere ich intensiver auf der Blackroll als im Wald.
Nun bin ich mir relativ sicher, dass ich einen lockeren Zehner, wenn er nicht gerade im Taunus zum Feldberg hochführen, durchaus überleben könnte. Und ich habe schon einmal heimlich auf die Marathon-Termine im Oktober geschaut. Kassel, Essen und Oldenburg Magdeburg würden mich ja reizen. Aber im Augenblick gegen die Uhr laufen? Ich mag’s einfach nicht. Keine Wehmut kam hoch, als ich neulich beim Hamburg-Marathon diverse Laufkumpel neue Bestzeiten rennen sah. Mir dagegen fehlen 2017 im Vergleich zu den vergangenen sechs bis acht Jahren rund 200 Laufkilometer – so what?
Inzwischen bin ich sogar ein bisschen froh darüber, dass mich eine Verletzung gestoppt hat und ich nach einigen Terminen beim Doc und beim Physio endlich weiß, warum mich in den vergangenen Jahren so oft Zipperlein in den Rennen ausgebremst haben. Nicht nur im letzten Viertel diverser Marathonläufe, sondern auch bei deutlich kürzeren Rennen hieß es leider viel zu oft: Das Bein macht zu. Hoffentlich hat das alles nicht nur mit meinem fortschreitendem Verfall, Faulheit oder falschen beziehungsweise nicht vorhandenen Trainingsplänen zu tun, sondern nur mit den doofen Beinmuskeln, die sich jetzt nach ein paar Wochen auf der Rolle schon viel besser anfühlen. Bilde ich mir ein, jedenfalls.
Was bleibt mir auch sonst übrig? Vielleicht wäre es wirklich ganz gut, wenn ich mir vorm Roparun über Pfingsten gar keinen Lauf mehr vornehmen würde. Denn bei diesem Staffellauf von Hamburg nach Rotterdam kommt es wirklich nicht auf das Tempo an, sondern nur aufs Durchhalten. Und danach kann ich mir ja immer noch genügend Startnummern schnappen, um sie mir vor den Bauch zu pappen. Wenn es denn das Bein erlauben sollte.
PS: Was hat es eigentlich mit dem Gurkensalat (Foto: pixabay) auf sich? Ganz einfach: Es ist das perfekte Bildmotiv, um möglichst viele Klicks zu bekommen – danke für diesen Tipp, Heidi S.! Wahrscheinlich muss ich nur noch die Begriffe Thermomix, Helene Fischer und Cristiano Ronaldo in den Text einflechten, um das Internet explodieren zu lassen.
Lieber Saffti,
find ich gut, was du da machst! Deine Gesundheit ist allemal wichtiger, als evtl. bei irgendeinem Wettkampf ein paar Sekunden rauszuschinden (oder auch nicht). Wir wollen ja schließlich noch Jahre, wenn nicht gar Jahrzehnte unserer Leidenschaft fröhnen und einfach das Laufen in der Natur, mit Freunden, … genießen, oder?
Mir geht es ähnlich wie dir (was vielleicht daran liegt, dass ich ähnlich alt und auf ähnlichem Leistungsniveau bin wie du): Alles kann, aber nichts muss mehr… 🙂
Vielleicht würde ich mit konsequentem Intervalltraining und anderen Dingen noch schneller – und dann?
Ich habe mir selbst schon bewiesen, dass ich Halbmarathons, einen Marathon und zwei 6h-Stunden-Läufe in passabler Zeit durchstehen kann – und so gut, dass ich am Treppchen oder in die Zeitung stehe oder das Internet von meinen Heldentaten berichtet, werde ich mangels Talent, spätem Laufbeginn und unbändiger Liebe zum Essen eh nie. So what!
Vor ein paar Jahren hätte nie, nie, niemals gedacht, dass ich mal Marathon oder weiter laufen kann!
Also kein schlechtes Gewissen, auf den Körper hören und das Laufen an sich genießen! Das Leben ist schon so stressig genug!
Sportliche Grüße aus Niederbayern
Hans
Moin Saffti,
ein Marathon im Oktober ist doch kein schlechtes Ziel. Allerdings darfst Du Oldenburg aus Deiner Auswahl streichen. Dieses Jahr gibt es in Oldenburg leider keinen Marathon. Beim Halben ist Schluß.
Viele Grüße aus der Stadt ohne diesjährigen Marathon
Volker
Oh, das ist ja schade. Ich habe es gerade auch gesehen: Heißt zwar noch Oldenburg-Marathon, aber ist keiner mehr… Bitter, gleiches ist mir auch schon mit dem Midwinter-Marathon in Apeldoorn passiert.