19. März 2024

10 + 30 mit dem Spiralschneider

Kennt ihr diese Spiralschneider? Seitdem ich so ein wundervolles Gerät zu Hause habe und tonnenweise Zucchini, Süßkartoffeln oder Karotten zu hübschen Spiralen verhackstücke, kann ich sogar meinen Jungs halbwegs regelmäßig Gemüse unterschieben. Wenn das Grünzeug (bzw. Orangezeug oder Rotzeug) einfach nur in Scheiben geschnitten oder gewürfelt ist, dann wird es fein säuberlich rausgepult. Genauso geht es mir beim Laufen. Eine elend lange Strecke hin und zurück, das sieht schon beim Blick auf die Karte anstrengend aus. Aber wenn man die Distanz schön in Spiralen schneidet…

Mein letzter anstrengender Doppelpack vorm Bremen-Marathon steht an. Das Wörtchen „muss“ habe ich zwar aus meinem aktiven Wortschatz gestrichen, wenn es ums Laufen geht, aber das „müsste“ hält sich noch hartnäckig. Ich müsste also noch einmal ein bisschen Tempo machen. Und einen Dreißiger müsste ich auch noch laufen. Puh.

Für das Tempo habe ich den Volkslauf in Adendorf auserkoren. Nur eine Woche nach dem Tiergartenlauf und zwei vor Bremen will ich faule Sau mich nicht überanstrengen. Um es kurz zu machen: Das gelingt mir auch grandios. Ungefähr auf der Hälfte des Zehners knicke ich einmal in einer Kurve um, denke kurz: Bänderriss! Bein ab! Marathon adé! Doch nach ein paar vorsichtigen Schritten spüre ich nur einen leichten Grummelschmerz im Fuß. Grund genug für mich, etwas lockerer als ohnehin schon zu laufen. Am Ende bin ich exakt acht Sekunden langsamer als vor einem Jahr – das Alter.

Um aber irgendwie den Dreh zum Spiralschneider hinzubekommen, weise ich gern mal auf den Kurs in Adendorf hin. In einem Wäldchen, das knapp größer wirkt als die Wohnzimmer von Adendorfs oberen Zehntausend, legen wir also zwischen Ortsausgang und Elbe-Seitenkanal einen Zehner zurück. Oft genug denke ich: Jetzt bin ich doch gleich am Kanal. Oder: Jetzt bin ich doch auf dem Weg zum Ziel. Aber immer wieder steht ein freundlicher Helfer auf der Straße oder im Wald und zeigt an: Da geht’s jetzt lang. Nach links, nach rechts, aber eigentlich nie geradeaus. Ein Wunder, dass wir doch irgendwie doch wieder zurück auf den Sportplatz gefunden haben.

Nach dem gleichen Prinzip gestalte ich heute meinen Dreißiger. Ich renne los, schlage ein paar Haken, will in Rullstorf auf dem Fahrradweg nach Lüdersburg laufen – der doofe Weg bricht aber schon nach einem Kilometer ab. Später bin ich so naiv zu glauben, dass ich von Scharnebeck aus über die Echemer Straße Richtung Echem laufen könnte. Doch auch hier enden am Ortsschild Fuß- und Radweg. Letztlich lande ich genau da, wo ich am Tag vorher schon war: zwischen dem Kanal und Adendorf. Die Volkslauf-Strecke ist noch abgekreidet. Ich latsche ganz gemütlich dort entlang, wo ich gestern und in den Vorjahren noch Gas gegeben oder es zumindest versucht habe. Wie schön hier das Wäldchen ist, war mir vorher noch nie aufgefallen. Läuferblindheit halt.

Und zu Hause bin ich glücklich. Über meinen Tachostand von exakt 29,97 Kilometern – das kann ich wohl als Dreißiger gelten lassen. Darüber, dass ich einige Straßen und Wege erstmals belaufen habe und andere ganz neu kennengelernt habe. Und vor allem darüber, dass das jetzt mein letzter Dreißiger war. Jetzt muss ich an Tapering denken, an Erholung vor dem Marathon in – hoppla – nur noch 13 Tagen. Und das „muss“ schreibe ich besonders gern!

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