18. April 2024

2:53 Stunden mit sich allein

Man muss es auch mal drei Stunden mit sich allein aushalten können. Vor allem, wen man in absehbarer Zeit einen Marathon laufen will, der noch ein paar Minuten länger dauern wird. Lange Läufe mit den Kumpels vom Lauftreff sind auch ganz nett, aber richtig vorbereitet fühle ich mich erst nach einem Sololauf. Karfreitag, immer noch Schnee – geht’s noch trister? Wer das schafft, der dürfte doch mit einem popeligen Marathon keine Probleme mehr haben, oder? Hoffe ich jedenfalls…

Diese dämlichen Dreißiger. In jedem Lehrbuch steht, wie wichtig diese langen Kanten sind. Fürs Herz-Kreislauf-System, für Muskeln, Sehnen und Gelenke blabla. In Wirklichkeit aber sind diese Dreißiger vor allem wichtig, um sich an die gepflegte Langeweile eines langen Laufs zu gewöhnen. Besonders langweilig wird’s, wenn sämtliche Wege im Wald oder an der Ilmenau vereist sind. Also: 30 Kilometer am Stück auf Bürgersteigen und Radwegen. Sechs Kilometer an der B209 durch Adendorf (das kann man wirklich nur an Sonn- oder Feiertagen) und dann mal gucken. Letztlich sind’s so sogar 30,6 km geworden, rund die Hälfte des Weges war absolutes Läuferneuland für mich.

Nach Adendorf folgte Brietlingen. Feiertagsstimmung, nur der Döner-Laden war tatsächlich geöffnet, wenn auch ohne Kundschaft. Dann wagte ich mich durch den Wald Richtung St. Dionys. Den Weg durfte ich übrigens wegen „Waldbrandgefahr“ nicht verlassen, hier muss leicht entflammbarer Schnee heruntergekommen sein. Gähnende Leere auf dem Golfplatz in St. Dionys. Was machen in diesem endlosen Winter eigentlich all die Zahnärzte, Apotheker, Rechtsanwälte und Makler in ihrer Freizeit? Sich wahrscheinlich über diese Kolumne von Achilles ärgern.

Durch Dörfer ohne Eigenschaften

Nach St. Dionys folgt unweigerlich Barum, ein langgezogenes Dorf ohne besondere Eigenschaften. Und schon bin ich wieder in Brietlingen, nehme jetzt die Straße nach Scharnebeck, von deren Existenz ich bis zum heutigen Tag noch nichts geahnt hatte. Wann war ich schon mal in Brietlingen und wollte nach Scharnebeck oder umgekehrt? Wenn ich denn mal in Brietlingen oder in Scharnebeck war, wollte ich in der Regel umgehend wieder nach Hause. Direkt vorm Elbe-Seitenkanal endet der Radweg, ich muss Richtung Inselsee und Schiffshebewerk abbiegen und beende meine Runde auf sattsam bekannten Wegen.

Ich habe es tatsächlich knapp 2:53 Stunden mit mir allein und meinem MP3-Player ausgehalten. Puristen laufen natürlich nie mit Musik, doch ich kann meine Lieblingsmucke halt ungestört und konzentriert am besten bei meinen Runden drehen. Und wer würde sonst auch meinen wilden Mix aus Wilco, Kendrick Lamar, Babyshambles, Fiona Apple, Helge Schneider und Stan Getz ertragen?

Auf den letzten zwei, drei Kilometern wurden die Beine allmählich doch etwas müde. Ich schiebe es auf die kurze Pause seit dem letzten Lauf am Sonntag, in die ich noch einen schnellen Fünfzehner sowie einen Kurzurlaub mit viel Herumgelaufe und sogar etwas Schwimmtraining untergebracht habe. Ob meine Form nun grandios oder grausig ist, werde ich wohl erst am 7. April wissen – dann steht der Test-Halbmarathon in Hamburg an.

Und hier ist noch der Jogmap-Link zu meiner heutigen Runde, wobei ich sie exakt andersherum gelaufen bin.

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