6. Dezember 2024

Zurück in die Zukunft

März 2007: Ich krieg‘ kein Auge zu vor meinem allerersten Volkslauf in Scharnebeck. März 2015: Ich nick‘ am Abend vor meinem 50. Volkslauf in Scharnebeck schon mal kurz auf dem Sofa ein, weil „Hallo Niedersachsen“ anders nicht zu ertragen ist, und schlafe nachts durch wie ein kleines Kätzchen. Ich bin also nicht nur acht Jahre älter geworden in den vergangenen acht Jahren, was leider nicht zu vermeiden war, sondern auch ein bisschen abgeklärter. Und was hat sich sonst verändert? Ein Vergleich:

vorhernachherDie Ausrüstung: Wollmütze, Trainingsjacke und eine viel zu dicke Winterhose 2007, hab‘ ich damals geschwitzt. Bei in etwa gleicher Temperatur bevorzugte ich diesmal kurz und bunt – dass ich mittlerweile gut zehn Kilo weniger auf die Waage bringe, sieht man den Bildern leider nicht unbedingt an. Muss wohl noch einmal mit Photoshop ran. Bemerkenswert: Wie man eine Startnummer mittig auf den Bauch pappt, habe ich offenbar innerhalb von acht Jahren nicht gelernt. Aber ich bin offenbar einer der letzten Traditionalisten, die weiße Laufschuhe kaufen. Die sterben sehr bald wahrscheinlich ebenso aus wie schwarze Fußballstiefel.

Die Einstellung: Ankommen hieß 2007 das Ziel, möglichst keine Gehpausen einlegen, wenigstens nicht vor Zeugen, vielleicht unter einer Stunde bleiben. 11 Kilometer bin ich vorher nämlich noch nie am Stück gelaufen. Vollgas geben heißt heute das Ziel. Vielleicht die Bestzeit von 47:00 für diesen Kurs knacken (der Vollständigkeit halber – mittlerweile ist die Strecke zwar fieser, aber gut 600 Meter kürzer).

Der Verlauf: Ächz, stöhn, schwitz, so die Kurzfassung von 2007. Locker bleiben, locker bleiben, locker bleiben, so heißt heute mein Mantra. Denn mittlerweile kenne ich den letzten Anstieg zur Genüge. Kurz, giftig und in der Regel entweder sehr matschig oder sehr rutschig wegen des trockenen Mulla-Sands. (Mulla? Habe dieses Wort jenseits von Nordostniedersachsen noch nie gehört. Es gibt in etwa das Gefühl wider, das man beim Hochlaufen einer Düne spürt). 2007 war es der Matsch, der mich fluchen ließ, diesmal ist es Mulla. Aber ich bin im Gegensatz zu damals noch nicht am Limit, gebe erst auf den letzten zwei Kilometern richtig Gummi.

Der Zieleinlauf: Glück und Stolz 2007, denn ich bin ohne Gehpausen in 59:23 Minuten ins Ziel gekommen. Glück und Stolz heute, denn ich bin ohne große Krisen nach 45:41 Minuten ins Ziel gekommen und fühl‘ mich einfach gut. Die Ansprüche sind gestiegen. Das gute Gefühl nach einem mehr oder weniger gelungenen Lauf ist das gleiche geblieben.

Und nun? Erst einmal erholen, hieß 2007 die Parole. Ein geschlagenes halbes Jahr später erst traute ich mir den zweiten Volkslauf zu, und dann gleich 19,1 Kilometer. Volle Kanne weitertrainieren, heißt es heute: nächste Woche einen ruhigen Dreißiger, in 14 Tagen einen Halbmarathon, in drei Wochen einen zum Schluss schnelleren Dreißiger, in vier Wochen vielleicht ein ruhiger Volkslauf in Thomasburg, in fünf Wochen Marathon in Leipzig, in sechs Wochen Marathon-Staffel zum Auslaufen in Hamburg. Und dann erholen. Das hätte mir 2007 wirklich niemand vorhersagen dürfen.

Foto damals wie heute: Andreas Tamme

Ein Gedanke zu “Zurück in die Zukunft

  1. Hallo Saffti

    Zunächst ganz herzliche Gratulation zur erreichten Bestzeit.

    Auf Umwegen bin ich leider erst jetzt auf Deinen Blog gestossen, der wirklich sehr viel Spass macht. Drücke jetzt schon die Daumen für den Marathon. Meine Marathon-Planung ist durch zwei ärgerliche gesundheitliche «Zwischenfälle» leider etwas durcheinander geraten …

    Liebe Grüsse aus Basel

    Vloggy

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