Es ist wohl ein Männer-Ding. Oder ein Saffti-Ding? Wenn ich erst einmal eine Startnummer auf dem Bauch kleben habe, dann will ich automatisch auch schnell laufen. So schnell wie möglich. Aber in Thomasburg heißt das Zauberwort diesmal MRT. Damit ist wenigstens nicht die Magnetresonanztomographie (auch als Kernspin oder Röhre für kaputte Gelenke bekannt) gemeint, sondern das Marathonrenntempo, das ich eine Woche vor meiner großen Runde durch Leipzig ein letztes Mal laufen will. Bloß nicht schneller als 1:23 Stunden – so heißt mein Befehl an mich selbst vor den 16,7 Kilometern beim Junkernhoflauf. Kann das gut gehen?
Zwei Damen winken in Thomasburg dem Feld auf dem Hinweg freundlich zu; auf dem Rückweg gackern ein paar Hühner aufgeregt – kurzum: Thomasburg liegt zwar nicht am Ende der Welt, doch sehr weit kann es bis dorthin nicht mehr sein. „Betont locker“ bin ich zwar schon häufiger losgerannt. Doch was ich im ersten Drittel verbummelt habe, versuchte ich in aller Regel im letzten Drittel krampfhaft wieder aufzuholen. Eigentlich stehen laut Steffny dreimal 5000 Meter im MRT (also nicht in der Röhre, aber das hatten wir ja jetzt schon durchgekauft) auf dem Programm. Aber was sind schon 15 elend langweilige Kilometer auf der Laufbahn gegen 16,7 Kilometer mitten in der schönen Natur, umringt von zahlreichen Mitstreitern?
Die schöne Natur ist rund um Thomasburg allerdings auch eine recht bergige Natur. Zuletzt bin ich vor vier Jahren hier gelaufen und habe daher schon längst vergessen, wie viele Schlenker, Abzweigungen und Hügelchen wir zu passieren haben, ehe wir nach gut acht Kilometern den Gipfel der Breetzer Berge erreicht haben. Ich fühl‘ mich passabel, jedenfalls deutlich besser als vor vier Jahren, und liege mit einer Zwischenzeit von fast exakt 40 Minuten gut im Plan.
Gut 100 Meter vor mir erkenne ich Alex, der den Triumph über mich für meinen Geschmack schon vorm Start etwas zu vorwitzig gefeiert hat. Wenn ich jetzt bergab etwas mehr Gas gebe, strengt das doch gar nicht so sehr an… Ich steigere meine Pace auf gefühlte 20 km/h, passiere zwei, drei andere Läufer, aber Alex kommt und kommt einfach nicht näher. Der scheint noch ein zweites Paar Augen am Hinterkopf zu haben.
Das letzte Drittel der Runde zieht sich wie fast jedes letzte Drittel jeder Runde hin. Erst geht’s wieder ein bisschen bergauf, dann bläst mir der Wind sehr ruppig ins Gesicht. Ich will es einfach rollen lassen, aber von diesem Zustand bin ich so weit entfernt wie der HSV vom gepflegten Fußball. Die schnellsten Walker und die langsamsten Läufer von der Zehner-Runde spenden mir allenfalls für ein paar Zehntelsekunden Windschatten. Alex liegt immer noch gute 100 Meter vor mir. Aber selbst wenn ich mich jetzt zu einem großen Schlussspurt antreiben würde, hätte ich wohl keine Chance mehr, ihn zu erreichen.
Nach 1:22:55 (Mist, fünf Sekunden zu schnell) trabe ich auf dem Sportplatz ins Ziel, fühle mich immerhin so frisch und munter wie wohl noch nie nach einem Volkslauf. Könnte ich jetzt aber noch weitere 25,5 Kilometer in diesem Tempo laufen? Hm. Die Auflösung gibt’s erst am nächsten Wochenende. In Leipzig gibt’s wenigstens keine Breetzer Berge. Aber leider wohl auch keine Hühner, die mich anfeuern.
Danke für den Bericht!
Ich drück die Daumen für Leipzig!
Gruß,
Jan
Liest sich doch nach „alles richtig gemacht“.
Siehste, da sind wir uns ganz ähnlich – wenn ich
ne Startnummer auf dem Bauch hab, will ich auch immer ganz schnell laufen..aus dem Startfeld weg nach Hause aber 😉
Superzeit, ich ziehe 5-6 Hüte 😉