3. Dezember 2024

Klares Nein zum Finisher-Euro

An der Basis ist man sauer. Richtig sauer auf den Deutschen Leichtathletik-Verband (DLV), der bei den Straßen- und Volksläufen ab 2016 abkassieren will. Genehmigungsgebühr nennt der DLV die Summe von 1 Euro pro Teilnehmer, die er künftig bei den Veranstaltern einsammeln will. In Niedersachsen wurden bisher 25 Cent fällig. Eine zumutbare und moderate Steigerung, wie der DLV meint? „Unter moderat verstehe ich etwas anderes, dagegen ist sogar unser Finanzminister ein Waisenknabe“, entgegnet Wilhelm Stumpenhausen, Volkslaufwart im Kreisverband Lüneburg.

 

Jede Finisherin und jeder Finisher soll dem DLV ab 2016 einen Euro einbringen. Das findet nicht jeder gut. Foto: Michael Behns
Jede Finisherin und jeder Finisher soll dem DLV ab 2016 einen Euro einbringen. Das findet nicht jeder gut. Foto: Michael Behns

Ursprünglich soll es dem DLV vor allem darum gegangen sein, kommerzielle Veranstalter zum Beispiel von City-Marathons oder Firmenläufen zur Kasse bitten zu dürfen – ein Urteil des Oberlandesgerichts Düsseldorf hatte dafür die Basis gelegt. „Wenn man die Großen haben will, dann prügelt man die Kleinen“, meint Stumpenhausen.

Bei den Startgebühren für den Berlin- oder Hamburg-Marathon würde 1 Euro mehr oder weniger kaum auffallen; hingegen müssten kleine Clubs die Meldegebühren gleich um gut 20 Prozent erhöhen, um nicht Verluste zu schreiben.

Die Veranstalter der SALAH-Cup-Serie sind froh, wenn sie ihre Läufe ohne Verluste abwickeln können. „Eigentlich können wir die Mehrkosten nur auf die Teilnehmer übertragen“, weiß auch Wolfgang Rexhausen, Organisator des Thomasburger Junkernhoflaufs und Koordinator des Cups.

Er will wie Stumpenhausen mit allen anderen Laufveranstaltern im Kreis eine einheitliche Strategie abstimmen. Der Thomasburger denkt dabei sogar darüber nach, ob man die Läufe künftig nicht außerhalb des DLV organisieren könnte, sobald der Versicherungsschutz für die Teilnehmer geregelt ist.

Nicht ohne Weiteres schlucken

Auch Ingo Hölscher (VfL Bleckede), Vorsitzender des Kreisverbands, ist nicht begeistert über die Pläne des Dachverbands: „Ich finde die Erhöhung ein bisschen krass. Die Lüneburger Vereine werden das nicht ohne Weiteres schlucken.“ Hölscher wird das Thema im Kreisverband zur Sprache bringen, baut darauf, dass es bundesweit Widerstand gegen die neue Gebührenordnung gibt. Erst einmal organisiert er den 2. Elbmarsch-Volkslauf, der am 12. Oktober in Bleckede stattfindet.

Wofür will der Verband diese Gebühr verwenden? „Die Einnahmen werden durch den DLV und seine Landesverbände innerhalb der gemeinnützigen und satzungsgebundenen Aufgaben verwandt und in die Sportförderung, z. B. Gesundheit und Prävention, Laufbewegung, Freizeitsport, Lehre und Ausbildung, Jugend und Schulsport investiert“, heißt es in einem Schreiben an die Volkslaufwarte und Geschäftsstellen der Landesverbände. „Wir haben Fördergelder verloren und wollen mit dem Finisher-Euro zum Beispiel Honorartrainer bezahlen, die zuletzt für lau gearbeitet haben“, räumt Klaus Jakobs, Geschäftsführer des Hamburger Verbands, ein.

Stumpenhausen hegt den Verdacht, dass die Basis verstärkt für Funktionärskosten aufkommen muss: „Nun mag bei den Damen und Herren des DLV, welche sich per Reisekostenerstattung auch gerne auf Olympiaden, Welt- und Europameisterschaften sehen lassen, da einiges aus dem Blickfeld geraten zu sein.“

Er lässt juristisch prüfen, welche Auswirkungen das Düsseldorfer Urteil auf nichtkommerzielle Veranstalter wie den MTV Treubund hat: „Inwieweit eine Nichtanmeldung von Volksläufen beim Verband vor den Abgaben bewahrt, kann ich zur Zeit nicht beurteilen.“ Ein Tabu ist eine „wilde Laufserie“ jenseits des DLV aber bei Funktionsträgern im Kreis längst nicht mehr.

KOMMENTAR

Unsinniger noch als alle Maut-Pläne des Bundesverkehrsministers wirkt diese Volkslauf-Maut. Denn niemand erklärt so recht, wofür der DLV diesen Finisher-Euro eintreiben will. Die kleinen Vereine und die Aktiven werden sicher kaum bis gar nicht von diesen Gebühren profitieren. So sieht es also aus, wenn der Verband „die Solidargemeinschaft der Laufbewegung und den Laufsport insgesamt“ stärken will.

Wie sieht diese Stärkung konkret aus? Alle Veranstalter im SALAH-Cup müssen zusätzlich dreistellige Summen an den Verband abführen. Den Vereinen bleibt kaum eine andere Wahl, als dieses Geld auf die Startgebühren draufzulegen – da gibt es keinen Bundeslaufminister, der an einer kostenneutralen Lösung für die Aktiven arbeitet. Wer zehnmal pro Jahr etwas für seine Fitness tut und bei einem Volkslauf startet, zahlt also künftig einen Zehner mehr für . . . Ja, für was eigentlich?

Solange der DLV eine Antwort schuldig bleibt und die Vereine als Geldeintreiber missbrauchen will, ist die Basis zornig. Dieser Zorn wird diese Maut hoffentlich hinfortspülen.

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