4. Oktober 2024

Live is too short

Ach, ich bewundere die Männer und (leider nur) wenigen Frauen jenseits der 70 oder gar 80, die ihre Runden bei Volksläufen drehen, die vor Vitalität sprühen und gar nichts mit den bemitleidenswerten Alten zu tun haben, die man in den Nachrichten sieht: knappe Renten, Pflegenotstand, Demenz, Dahinvegetieren. Ich kenne Leute um die 75, die noch bewundernswert frisch leben und denken, die sich niemals ganz in beige hüllen würden, die heute auf dem Tennisplatz sind und morgen in Marokko. Tja, wie kriegt man das hin? Alt werden und doch jung bleiben?

entscheide

Ein Buch zu diesem Thema hat sich jetzt in den Bestseller-Listen festgesetzt – und ist trotzdem höchst interessant und lesenswert. „Entscheide selbst, wie alt du bist“, fordert Sven Voelpel, BWL-Professor in Bremen mit dem Schwerpunkt demographischer Wandel, den Leser auf. Mehr als nur eine griffige Aufforderung. Wie man sich im Alter fühlt, wie alt man überhaupt wird, so belegen Forschungsergebnisse laut Voelpel, hängt zu 70 bis 90 Prozent von der Lebensführung und der Einstellung zum Leben ab, nur zu 10 bis 30 Prozent von den Genen.

Dass regelmäßige Bewegung ein paar Pluspunkte auf der nach oben offenen Altersglücks-Skala schafft, muss ich in einem Laufblog wohl nicht extra erwähnen. Aber Voelpel liefert deprimierende Zahlen: 18,5 Stunden pro Woche sitzen die über 65-Jährigen vorm Fernseher, auf die empfohlenen zwei Stunden Sport kommt aber nicht einmal jeder Dritte. „Viele Ruheständler tun also genau das, was sie ihren Kindern einst streng verboten haben: ausgiebig vor der Glotze zu hocken!“, bilanziert der Autor.

Aber Voepel baut den Leser auch mit zahlreichen Beispielen aus der Wissenschaft auf: Wir haben innerhalb weniger Jahrzehnte gut 20 Jahre Lebenszeit gewonnen. Wie wir diese Zeit nutzen wollen, sollten wir aber nicht erst am Tag der Pensionierung festlegen – oder, noch schlimmer, wenn die Kräfte nicht mehr reichen, um Haus und Garten in Schuss zu halten. Flexible Arbeits- und Wohnmodelle sind da ein großes Thema, der Sex sowieso. Warum soll der Spaß aufhören, wenn die Protagonisten nicht mehr so straff und faltenfrei aussehen wie die Models – das tun die allermeisten 20-Jährigen doch auch nicht? Ein Beispiel von vielen, um typische Klischees über das Alter zu hinterfragen.

Der Joker fürs Jungbleiben im Alter ist eine positive Einstellung zum Leben. Das Thema liegt mir sehr am Herzen, und ich könnte darüber noch sehr viele Worte verlieren, doch ich will mit einer Weisheit von Konfuzius enden: „Wer nur zurückschaut, kann nicht sehen, was auf ihn zukommt.“ Und mit einem Song des von mir sehr verehrten Rappers UMSE – „Live is too short“. Ein Stück, das man gar nicht laut genug hören kann 😉

2 Gedanken zu “Live is too short

  1. Gutes Buch, schöne Anleitung zum Jungbleiben; auch wenn man nicht ewig straff und faltenfrei bleibt. 🙂

    P.S.:Hatte dich gar nicht so aktiv (schreibend) in Erinnerung, komme ab jetzt mal wieder häufiger vorbei!

  2. Meine vollste Zustimmung! Tolles Thema, und schön, dass du dich dafür einsetzt. Es ist tatsächlich nur eine Frage der Haltung, der Körper kann selbst im hohen Alter noch super trainiert werden, und je früher man anfängt sich fit zu halten, umso leichter fällt es einem.

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