28. März 2024

Wege aus dem Hamsterrad

Dieses Buch ist definitiv kein Laufbuch. Oder vielleicht doch ein bisschen? „Erfolgreicher Umgang mit Stress“, heißt das Werk des Sportpsychologen Gernot Emberger. „Geschrieben für Personen, die motiviert und einsatzfreudig sind, jedoch dazu neigen, sich übermäßig stark zu beanspruchen“, wie der Autor betont. Ausdauersport, das ist für uns Läufer sicher keine Überraschung, kann beim Stressabbau eine wichtige Rolle spielen.

stressZu Beginn kommt Martin Schwalb, ehemaliger Handball-Nationalspieler sowie Trainer, Geschäftsführer und auch mal Präsident des HSV Handball, zu Wort. Er lebte, wie man so schön sagt, das Leben einer Kerze, die von beiden Seiten brennt – bis zu einem Herzinfarkt vor zwei Jahren. Alles wurde zu viel selbst für ein Mannsbild wie Schwalb, der Raubbau betrieb an seinem Körper. Erst Emberger brachte ihm bei, auch Phasen der Entspannung und der Regeneration zu schätzen.

Keine Angst, Emberger hat keinen Selbstoptimierungs-Ratgeber vorgelegt, tritt nicht wie ein Psycho-Guru auf, der alles besser weiß und besser kann. Er arbeitet mit vielen Beispielen aus dem Spitzensport. Zum Beispiel sollte jeder, der sich auf einen großen Lauf vorbereitet, die Begriffe Regeneration und Superkompensation kennen. Ein Trainingseffekt stellt sich nur dann ein, wenn man dem Körper zu den richtigen Zeitpunkten eine Pause gönnt. Gleiches gilt auch zum Beispiel fürs Berufsleben: Wer immer nur ackert und sich keine Erholung gönnt, der ist irgendwann ausgebrannt.

Der Psychologe erläutert zunächst, was Stress überhaupt ist, was ihn auslöst und warum er für die Entwicklung der Menschheit unabdingbar war. Ein völlig stressfreies Leben, das betont er aber auch, ist nicht erstrebenswert, lässt den Menschen ebenso erschlaffen wie ein Leben ohne Bewegung. Er bietet ein Screening an, in dem die Leser ermitteln können, wie gestresst sie sind und was den Stress auslöst. Sind es familiäre Probleme oder Existenzsorgen, ist das mangelnde Selbstvertrauen schuld, oder passt die Motivation, die einen antreibt, nicht zum Beruf?

Emberger zeigt Wege aus dem Hamsterrad auf, die sich nicht spektakulär lesen, aber effizient wirken. Er verweist auf die vielen kleinen Stressmacher von der E-Mail-Flut bis zur Schlaflosigkeit und auf Methoden, wie man ihnen Herr werden kann. Und schließlich geht er ausführlich auch auf Sport und Bewegung ein, auf Sportarten, die gut für das allgemeine Wohlbefinden sind. Klar, auch das Laufen mit allen seinen gesundheitsfördernden Wirkungen vergisst er nicht zu erwähnen. Zu viel Stress sollten wir uns mit der Rennerei aber auch nicht machen: Drei- bis viermal eine Stunde pro Woche reicht völlig, sagt Emberger. Alles darüber macht uns vielleicht schneller, aber nicht unbedingt gesünder.

Ein Rezensionsexemplar wurde mir vom Ellert & Richter-Verlag kostenlos zur Verfügung gestellt.

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