22. Dezember 2024

Immer gewinnen die anderen

Einmal wäre ich fast Letzter geworden. Beim zumindest aus meiner Sicht legendären Campuslauf 2007 in Lüneburg. Als blutiger Anfänger ließ ich mich von Sportstudenten überrunden, von Rentnern demütigen. Aber zu Platz 23 von 29 Startern reichte es doch irgendwie. Nur mit Platz eins will es einfach nicht klappen.

Das Dokument meines größten Triumphs: Kreismeister - mit sieben Jahren!
Das Dokument meines größten Triumphs: Kreismeister – mit sieben Jahren!

 

Beim Schwimmen war das noch einfach. Zumindest im schnuckligen Kreis Gandersheim, in dem es exakt fünf Schwimmvereine gab – und exakt einen anderen Jungen meines Jahrgangs, der auch bei den Kreismeisterschaften 1971 über 50 Meter Brust an den Start ging. Ich habe ihn nass gemacht wie ein Profi! Ein paar weitere Titel sollten folgen – bis irgendwelche skrupellosen Verwaltungshengste den Kreis Gandersheim einfach so auflösten und uns arme Seesener dem riesigen Kreis Goslar zuschlugen.

Danach hatte es sich ausgesiegt – und ich konnte mich schon einmal an das Gefühl gewöhnen, ewiger Zweiter, Vierter oder Siebundfünfzigster zu werden. Ich sage (bzw. schreibe) nur: Ebstorf! In meinem allerersten Laufjahr bin ich mit einem guten Dutzend Lüneburgern nach Ebstorf gefahren. Und alle, wirklich alle, sind auf dem Treppchen gelandet. Nur ich hatte wieder die Altersklasse erwischt, in der doch drei Männer nichts besseres am 1. Advent vorhatten, als mir davonzulaufen.

Beim zweiten Versuch ist sogar mein Sohnemann – es war sein erster und bisher letzter Volkslauf – auf Platz zwei ins Ziel gekommen, ich in meiner verflucht überlaufenen Altersklasse als Vierter. Erst der dritte Start in Ebstorf bescherte mir wenigstens einen zweiten Platz mit nur elf Minuten Rückstand auf den Sieger. Die Auswertung eines Zielfotos konnte man sich also sparen.

Plätze sind mir eigentlich so egal. Das sagen ja alle – und dann sieht man sie doch wieder eine Viertelstunde nach dem Zieleinlauf nervös in der Sporthalle herumtrippelnd, weil die Ergebnisse immer noch nicht aushängen. Irgendwann will ich in irgendeinem winzigen Dorflauf auf irgendeiner obskuren Distanz, die sonst keiner wirklich laufen mochte, Erster werden. Einfach nur aus Prinzip. Und es wird mir total egal sein, natürlich! Wie egal, werde ich dann sicher auf schlappen 3000 Wörtern in meinem Blog schildern.

5 Gedanken zu “Immer gewinnen die anderen

  1. Ich hab‘ beim Pfälzerwaldmarathon mal ’nen dicken Pokal für den 3. AK-Platz bekommen…schlicht und einfach, weil nur 3 Damen in meinem Alter da waren. Ich hab‘ mich dann auch ganz fröhlich für meinen 4:50 Std.-Marathon beklatschen lassen – Zeiten haben die ja zum Glück nicht gesagt, als ich auf die Bühne gerufen wurde 😉

  2. Lieber Saffti,
    dieser Blogeintrag spricht mir aus dem Herzen!
    Aber ich war wenigstens schon einmal Sieger meiner Altersklasse bei einem 14km-Lauf! Gut was?
    (na ja, okay, ich war auch der einzige meiner Altersklasse, der über diese Distanz am Start war)
    Aber was solls, Hauptsache wir sind gesund und fit und überall dabei, oder?
    Wenn du mir versprichst, dass du es nicht verrätst, schildere ich dir gerne noch meine langfristige Geheimtaktik, um aufs Treppchen zu kommen:
    Ich habe vor, weit über 90 Jahre alt zu werden, und dies bei bester Gesundheit und Fitness.
    Somit hoffe ich, dass ich irgendwann in der AK 70, AK 75, AK80, … mangels Konkurrenz der Dauersieger bei allen lokalen Volksläufen werde. Genial oder?
    Herzlich-sportliche Grüße aus Bayern
    Hans

    1. Ich befürchte ja, dass die harten Kerle, die mir im Augenblick die Hacken zeigen, alle 100 werden und vorher auch nicht aufhören werden. Muss ich halt 105 werden…

  3. Hallo Saffti,

    Nett geschrieben! Das Schöne an noch so leicht gewonnenen Medaillen und Pokalen ist, dass hinterher keiner mehr weiß, wie viele Mitstreiter dafür besiegt werden mussten. Hätte ich das nur mal früher realisiert 😉 … Ich weiß noch, dass ich mich mal arg geschämt habe, mit einer miserablen Radzeit in meiner AK auf dem dritten Platz eines Zeitfahrens zu landen. Die Medaille hab ich sogar weggeschmissen hinterher. Das würde ich heute niemals nichtmehr tun….

    Wenn es mal nimmer ganz so rund läuft, dann sind alte Pokale und vergangene Leistungen umso mehr wert und dann ist es einfach schön, wenn man Stockerlplätze nachweisen kann – egal wie leicht errungen.

    Als Läufer kann ich da allerdings auch nichts vorweisen. Zu spät begonnen und zu wenig Talent…. Oder waren es am Ende doch bloß zu viele Mitstreiter und die falschen Events? 😉

    Beste Grüße
    Sebastian

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