7. Oktober 2024

Das böse Wörtchen „müsste“

Starken Sprühregen meldet die Wetter-App. Soll heißen: Es regnet junge Hunde, die aber tröpfchenweise. Hose, Shirt, wetterfeste Jacke und die ältesten Laufschuhe hatte ich schon herausgekramt, doch jetzt sitze ich am Computer, statt einen lockeren Zehner über matschige Waldwege zu rennen, gucke trübsinnig aus dem Fenster (Anblick – siehe oben) und sinniere über die Frage: Bin ich eine faule Sau oder einfach nur vernünftig?

So sieht der Herbst in schön aus...
So sah der Herbst noch am Montag in schön aus…

Am Montag bin ich bei herrlichstem Sonnenschein leichtfüßig, jedenfalls für meine Verhältnisse, einen Dreißiger gelaufen. Am Mittwoch aber musste ich zum Lauftreff zum ersten Mal seit Monaten meine Stirnlampe mitnehmen – die fiese, dunkle Jahreszeit ist endgültig da und wird gut fünf Monate bleiben. Und heute geht, beziehungsweise läuft bei mir gar nichts außer der Nase. Von ein paar ganz wetterfesten Kerlen vielleicht abgesehen, müssen wir alle uns doch jetzt einen heftigeren Ruck geben, um nicht auf dem Sofa klebenzubleiben. Den einen oder anderen Mitläufer werde ich bestimmt erst wieder im Februar oder März wiedersehen. Und ich? Eigentlich hatte ich doch im November einiges vor und müsste noch ein paar Kilometer mehr trainieren.

Das böse Wörtchen „müsste“… Ich muss doch gar nichts und denke lieber an den Link, den Boost the Mietz kürzlich postete: Laufen bis zum Kollaps: Wenn Sport zur Sucht wird. Ein Schlüsselsatz lautet: „Wenn Sport nicht mehr aus Freude, sondern aus einem Zwang heraus betrieben wird, dann kann es sich um ein Suchtverhalten handeln.“ Da fällt mir doch der eine oder andere Crack aus der Region ein, der ohne Laufen nicht kann und dessen Gespräche sich einzig und allein um seine vergangenen und künftigen Wettkämpfe dreht, der keine andere Interessen und kein sonstiges Privatleben kennt – uns allen dürfte jetzt das eine oder andere Gesicht vor seinem geistigen Auge erscheinen.

Aber ich bin doch nicht gemeint, oder? Ich, der im April unbedingt noch den Leipzig-Marathon beenden musste, obwohl ich mir bei Kilometer 32 irgendetwas gezerrt hatte. Ich, der im Mai ebenso unbedingt einen Halbmarathon am Kanal auf Bestzeit laufen musste, obwohl meine Knochen noch müde waren und meine Motivation im Keller (ich verpasste meine Bestmarke um fast vier Minuten und hätte ab Kilometer 16 am liebsten meine Schuhe verbrannt)? Ich, der stolz drauf war, auch im Juli bei ixunddreißig Grad im Schatten noch ein paar Runden geschafft zu haben? Moment mal…

Immerhin macht mir mein Job Spaß, meine Liebste ist immer noch nicht ausgezogen und meine Jungs erkennen mich weiterhin. Und wenn starker Sprühregen wie heute meinem Zehner im Wege steht, dann lass‘ ich den Zehner in der Regel einfach Zehner sein. Es besteht also noch Hoffnung. Vielleicht könnte ich ja stattdessen die Gymnastikmatte rauspacken und ein paar Stabi-Übungen einschieben? Andererseits: In der Küche steht noch ein leckerer Apfelkuchen. Ich koch‘ dann mal Kaffee…

4 Gedanken zu “Das böse Wörtchen „müsste“

  1. Viel Laufen , ok machst Du wohl .
    Aber jetzt bei dem tollen Regen kneifst Du ,
    also sei kein Schoenwetterlauefer und raus mit dir . Der Apfelkuchen schmeckt nachher viel besser !!!

  2. Das Thema treibt derzeit nach dem wunderschönen Sommer offenbar sehr viele Läufer um. Wer nicht grade neue Winterlaufschuhe gekauft hat und diese begeistert beschreibt, bloggt über „eigentlich müsste ich“. Ich habs auch grade „abgefeiert“, allerdings weil ich mich auf Herbststimmung und Winterwetter irgendwie freue.
    Aber Gesundheit geht doch eh vor. Bei Sprühregen mit verschnupfter Nase laufen ist ja nicht so der Hit. … und beim nächsten 10er klemmst du einfach noch 2km hintendran 😉

  3. Ich finde ja immer, wenn man mal ’nen Lauf wegen Schietwetter oder Kein-Bock ausfallen lässt, ist das nur dann doof, wenn man sich hinterher mit schlechtem Gewissen rumquält. Ansonsten ist doch alles tutti – und Apfelkuchen ist auf jeden Fall ein guter Ersatz für ein unwilliges Läufchen;)

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