4. Oktober 2024

Mit dem Fahrstuhl ins Fitnessstudio

„Bewegt euch!“ heißt der Marschbefehl von Achim Achilles alias Hajo Schumacher, dessen Glossen rund um die Erlebnisse eines walkerhassenden, mäßig erfolgreichen Läufers auf Spiegel online einen gewissen Kultstatus erworben haben. Doch diesmal hat der Mann eine Mission. Den Kampf gegen Trägheit wie gegen allzu übertriebenen Ehrgeiz. Schumacher hat beide Extreme durch, wirbt für den gesunden Mittelweg. Für den Einbau der Bewegung in den Alltag. Gegen die Bequemlichkeit, gegen Fahrstuhlfahrten zum Fitnesscenter oder Kofferraumklappenmotoren.

„Gutes Bewegen kommt ohne Schnickschnack zurecht. Schneeregen, Irrwege, sogar Durst kann man in unseren Breiten überleben. Es gibt Sport ohne Profi-Plan, Rundumversicherung und atmungsaktives Rettungsseil“, schreibt Schumacher, der dem Freizeitläufer vor allem empfiehlt, allzu starre Trainingspläne und Zeitziele zu vergessen. Aus schlechter Erfahrung: Wer wie Schumacher 2011 in Berlin für die letzten drei Kilometer eines Marathons eine halbe Stunde benötigt und im Ziel gar nicht mehr weiß, wie er heißt und wie er jemals wieder aufstehen soll, der kann seinen Gedankengängen sehr gut folgen.

Bisweilen singt Schumacher/Achilles in bester Greif-Manier ein Hohelied auf die Quälerei etwa bei einem 1000-Meter-Tempolauf auf der Bahn. Aber er berichtet auch davon, wie befriedigend es sein kann, nach vielen Jahrzehnten endlich mal richtig schwimmen zu lernen, oder wie glücklich eine Bergwanderung mit dem Sohn machen kann.

Was irritiert, ist der Stilwechsel. Mal schreibt Schumacher gewohnt bissig, mal mit fast etwas zu viel Pathos, mal belässt er es einfach bei nicht weiter ausformulierten Listen. Aber vielleicht soll dieses Buch auch wie eine gute Trainingswoche aufgebaut sein: mit viel Abwechslung, Sprints und langen Strecken. Wenn ein paar Leser wenigstens beim nächsten Gang ins Fitnessstudio die Treppen nehmen oder vielleicht gleich ganz aufs Studio pfeifen, um sich dafür einfach im Alltag mehr bewegendes Glück zu gönnen, dann hat dieses Training jedenfalls gut angeschlagen.

Wer sollte dieses Buch lesen? Leute, denen ihre Laufzeiten total egal sind (als Bestätigung). Leuten, denen ihre Laufzeiten absolut nicht egal sind (zum Nachdenken). Leute mit Autos, die über einen Kofferraumklappenmotor verfügen.

Wer nicht? Leute, die einen Laufguru mit einer Marathon-Bestzeit von 4:00:50 nicht ernst nehmen können.

Mehr Infos zum Buch auf Amazon unter diesem Link: Bewegt euch!

 

Ein Gedanke zu “Mit dem Fahrstuhl ins Fitnessstudio

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