Läufern kann man es einfach nicht recht machen. Vor allem beim Wetter. Vor zwei Wochen jammerte man noch in Thomasburg über Hagelschauer und den doofen Wind. Jetzt in Bad Bevensen über die Hitze und natürlich wieder über den doofen Wind. Und ich jammere fleißig mit. Ach, was ist nur gutes Wetter für uns? Offenbar das Fehlen jeglicher Wettererscheinungen. Wir wollen nicht frieren und nicht schwitzen. Nicht nass werden, aber allzu trocken darf es auch nicht sein. Am Ende bekommen wir gar nicht mit, was für ein schönes Rennen der Ilmenaulauf doch ist.
„Ich laufe heute ganz locker“ – dieser Satz gehört zu den größten Lügen, hundertfach vor jedem Volkslauf in den Mund genommen. Ich will ja wirklich ganz locker laufen, eine Woche vor dem BIG 25 in Berlin. Trotzdem renne ich wie angestochen los. Wann habe ich schon mal die Chance, hinter einer frischgebackenen deutschen Meisterin herzulaufen, und sei es auch nur für 100 Meter? Nach einem Kilometer halte ich aber immer noch Blickkontakt zur Spitze. Allmählich ahne ich: Ich habe ein klitzekleines bisschen überpowert.
Okay, also laufe ich mal wirklich locker und freue mich, dass der 9,6-km-Kurs deutlich abwechslungsreicher ist als der Halbmarathon, der mich vor einem Jahr in eine tiefe Sinnkrise gestürzt hatte. Fast schon zu abwechslungsreich. Bestimmt 16 Mal geht es nach links, 17 Mal nach rechts, 18 Mal steil hoch – und wenn es mal runter geht, dann steht da immer ein Streckenposten, der mich vor Wurzeln oder allzu aufgewühlten Wegen warnt. Bei der Getränkestelle schnappe ich mir einen Becher Wasser und überlege: in mich reinstürzen oder auf den Kopf kippen? Ich entscheide mich für eine 50:50-Lösung und freue mich, dass der Elbe-Seitenkanal naht. Endlich mal ein ein ruhiger Kilometer ohne Auf und Ab, Hin und Her.
Von wegen, es wird der anstrengendste Kilometer. Der Wind, den man im Wald kaum gespürt hat, erwischt mich voll von vorn – kein Mitläufer in Sicht, hinter dem ich mich verstecken könnte. Auf dem letzten Drittel der Strecke kann ich mich wenigstens noch an einigen Schnupperläuferinnen und -läufern vorbeimogeln. „Achtung, schneller Läufer!“, brüllt eine von den Schnupperinnen, meinen Schlappschritt wahrnehmend. Ich nehme es als Kompliment und schaffe wenigstens das letzte Teilstück durch den Kurpark wirklich so locker, wie ich eigentlich den gesamten Lauf absolvieren wollte.
Die Zeit ist trotzdem unter aller Kanone. Aber die Hitze und der Wind! Und die fiesen Anstiege! Und außerdem wollte ich mich ja für die BIG 25 schonen. Ich freu‘ mich wirklich schon auf Berlin. Vor allem, weil es dort weder fiese Wurzeln noch mörderische Hügel gibt. Und vielleicht spielt sogar das Wetter mit. Ich habe 12 bis 14 Grad, einen leicht bewölkten Himmel und absolute Windstille bestellt – alles andere wird garantiert wieder gnadenlos für Ausreden benutzt.
Und wieder ein kurzweiliger Artikel über einen Lauf von Dir. Ich bin ja nicht so erfahren in Volksläufen aber so ein hin und her und hoch und runter ist doof. Und Wind sowieso. Warum erfahre ich die Zeit nicht?
Gruß
Anja
Ganz einfach, ich weiß die Zeit selbst nicht. Ergebnisse sind noch nicht online – und auf die Uhr habe ich im Ziel auch nicht geguckt. Irgendwas zwischen einer halben und einer ganzen Stunde halt…