28. März 2024

Grünes Mäntelchen für 150 Euro

Was ist eigentlich Greenwashing? Laut Wikipedia „eine kritische Bezeichnung für PR-Methoden, die darauf zielen, einem Unternehmen in der Öffentlichkeit ein umweltfreundliches und verantwortungsbewusstes Image zu verleihen, ohne dass es dafür eine hinreichende Grundlage gibt“. Und wie funktioniert das? Das ist demnächst wieder in Lüneburg zu bewundern.

Diese „Presseinformation“ erreichte mich heute:

Der 44. E.ON-Tiergartenlauf am 14.09.2014 wird in diesem Jahr erneut klimaneutral. Der Titelsponsor und Energieversorger E.ON kompensiert alle Emissionen, die während der Laufveranstaltung in Lüneburg entstehen. „Wir möchten auch im Sportsponsoring unseren Beitrag für den Umweltschutz leisten“, sagt Thomas Nevermann, … Im letzten Jahr wurde der Tiergartenlauf zum ersten Mal CO2-neutral. Dabei hat E.ON eine Menge in Höhe von 6,52 Tonnen CO2 kompensiert. Der Ausgleich erfolgt in diesem Jahr durch Unterstützung eines Klimaschutzprojektes zum Einsatz von Wasserfiltern in Kenia (LifeStraw®).

Hat die E.ON denn auch den CO2-Ausstoß dieses Störenfrieds mit ausgeglichen?
Hat die E.ON denn auch den CO2-Ausstoß dieses Störenfrieds mit ausgeglichen?

Über das neue Motto der E.ON, „Cleaner & Better Energy“, habe ich mich schon im Vorjahr unter dem Titel Für ein ruhiges Gewissen ausgelassen. Grundsätzliches hat sich nicht verändert. Vergessen wir nicht: Kernkraftbetreiber wie RWE und eben die E.ON fordern vom Staat 15 Milliarden Euro Schadenersatz wegen der Energiewende; bei der E.ON spricht man von einer „unzulässigen Enteignung“ und beziffert den Schaden auf mindestens 8 Milliarden Euro.

Wie schön, dass die E.ON im Vorjahr „eine Menge in Höhe von 6,52 Tonnen CO2 kompensiert“ hat. Klingt gewaltig. Laut Rechner auf atmosfair.de muss E.ON 150 Euro zahlen, um den größten Lüneburger Volkslauf klimaneutral zu halten und sich selbst ein wunderschönes grünes Mäntelchen umzuhängen.

Nicht berücksichtigt ist dabei, ob die Läufer und Zuschauer mit dem SUV zum Sportplatz brausten oder zu Fuß kamen. Hunderte von Plastikrasseln mit dem E.ON-Emblem wurden verteilt – und auch kompensiert? Viel besser als solche Ausgleichszahlungen, vor den 95 Thesen von Martin Luther auch als Ablass bekannt, funktioniert doch das Vermeiden von CO2-Emissionen, auch bei der Anfahrt zum Tiergartenlauf. Jedes Fahrrad schlägt zum Beispiel ein noch so grün gewaschenes Elektroauto um Längen.

PS: Exakt am gleichen Wochenende findet der E.ON Hanse Cup in Rendsburg statt, ein großes Drachenbootrennen, an dem auch Atomkraftgegner im Vorjahr teilnehmen wollten, aber nicht durften, Lesetipp zu diesem Thema: der Blog von Thorge Ott.

Fotos: Michael Behns

Ein Gedanke zu “Grünes Mäntelchen für 150 Euro

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